TUMORE

EOC, zwei Tage Oncoforum, um über neue Therapien und (vor allem) Teamarbeit zu sprechen

Samstag, 21. Mai 2022 ca. 6 Minuten lesen In lingua italiana

Im Mehrzwecksaal des Campus Ost USI-SUPSI - am 12. und 13. Mai - der Bericht über die intensiven Aktivitäten der Einrichtung zur Bekämpfung von Krebserkrankungen. Vorgestellt werden die fünf onkologischen Fachzentren
von Paolo Rossi Castelli

Zwei Tage, um im Mehrzweckraum des Campus Ost USI-SUPSI in Viganello davon zu berichten, was das Ente Ospedaliero Cantonale zur Behandlung von Tumoren unternimmt. Das Programm des Kongresses mit dem Titel Oncoforum Ticino ist reich an Berichten und Vorträgen: Am 12. Und 13. Mai werden die Ärzte der fünf Centri Oncologici Specialistici (COS) der Einrichtung und viele andere Personen sprechen, die an diesem komplexen „System“ beteiligt sind (mittlerweile reicht ein einziger Experte nicht mehr aus), das erforderlich ist, um eine komplexe Erkrankung wie Krebs besser behandeln zu können. Informationen zur Teilnahme am Oncoforum sind unter der Telefonnummer 0918115123, oder über E-Mail an die Adresse shpresa.aliu@eoc.ch erhältlich.

In Wirklichkeit ist das Wort Krebs sehr restriktiv: Unter diesem Begriff versteht man in der Tat Duzende und Aberdutzende von sogar sehr unterschiedlichen Krankheiten, die als gemeinsames Merkmal eine unkontrollierte Vermehrung von Zellen haben (die nicht mehr auf die Regeln der „guten Nachbarschaft“ mit gesundem Gewebe reagieren können), die aber auch sehr weit voneinander entfernte Besonderheiten und Heilungsaussichten aufweisen. Es wird also ein comprehensive cancer center, wie die Angelsachsen sagen, benötigt (ein globales Krebszentrum), um diese verschiedenen Krankheiten, die oft von Patient zu Patient unterschiedlich sind, wirksam einzudämmen. Ein Krebszentrum, das Seite an Seite über die zahlreichen Fähigkeiten und Geräte verfügt, die erforderlich sind, um eine erfolgreiche Strategie gegen Krebs zu entwickeln: Fachärzte für die verschiedenen Krebsarten, Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Immunologen, Nuklearmediziner, Forscher künstlicher Intelligenz, Genetiker, Krankenpfleger mit spezifischer Ausbildung und andere Fachleute, um die Diagnose und die „Typisierung“ des Tumors besser durchführen und danach unter den zahlreichen verfügbaren Optionen die wirksamste Therapie auswählen zu können. Das Onkologische Institut der italienischen Schweiz (IOSI - Istituto Oncologico della Svizzera italiana) nähert sich sehr diesem Modell. Und umfasst einige Spitzenleistungen.

«Bis vor wenigen Jahren - sagt Silke Gillessen Sommer, medizinische und wissenschaftliche Leiterin des IOSI - waren die therapeutischen Möglichkeiten klassischerweise Operationen, Chemotherapie, Strahlentherapie und Hormontherapie (für einige Krebsarten). Jetzt verfügen wir auch über die Immuntherapie in verschiedenen Formen, die die Behandlung einiger Krebsarten revolutioniert hat, angefangen beim metastasierten Melanom. Aber das ist noch nicht alles: Auch die Fähigkeit, genetische Mutationen zu erkennen, die zur Umwandlung von Zellen in Tumore führen, was ermöglicht, Behandlungen gezielter einzusetzen und auf die einzelnen Patienten anzupassen. Am IOSI stehen alle gesundheitsbehördlich zugelassenen therapeutischen „Ausrüstungen“ zur Verfügung. Mit anderen Worten, auch im Tessin verfügen wir über die Medikamente und Therapien, die in den fortschrittlichsten internationalen Zentren zu finden sind. 

Auch Stefano Cafarotti, Leiter der Centri Oncologici Specialistici des EOC, betont den Wert der personalisierten Medizin. «Neben der onkologischen Immuntherapie - erklärt er - kommt ein wichtiger Beitrag von biologischen Therapien, oder zielgerichteten Therapien (target therapies auf Englisch): D. h. Medikamente, die gezielt in Vorgänge eingreifen, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind (zum Beispiel eine Mutation, die nur in den Zellen einer bestimmten Krebsart vorhanden ist), was zu einer Blockierung der neoplastischen Masse führt, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Dank biologischer Therapien und einer genetischen Analyse des Tumors ist es in manchen Fällen auch möglich, die Wirkung der Chemotherapie zu verbessern. Die Immuntherapie hingegen greift ein, um das Immunsystem anzuregen, damit es effektiver gegen die Krebszellen arbeitet (die es oft mit verschiedenen „Tricks“ schaffen, ihn zu bremsen)».
Welche biologischen Therapien gibt es? Mittlerweile gibt es viele. Eine ermöglicht zum Beispiel, eine Mutation des EGFR-Gens (Epidermal Growth Factor Receptor) in nicht-kleinzelligen Lungenkrebszellen, oder die Inhibitoren des ALK-Gens zu hemmen.

Am IOSI wurde auch eine Praxis für Onkogenetik eröffnet, um Mutationen sehr frühzeitig zu erkennen, die das Auftreten eines Tumors bei Menschen begünstigen könnten, die dazu veranlagt und für bestimmte Krebsarten anfällig sind. «Einige dieser Mutationen, wie die des BRCA1- und BRCA2-Gens, sind bekannter als andere - so Silke Gillessen Sommer - weil sie bekannte Persönlichkeiten wie die Schauspielerin Angelina Jolie betreffen. Aber es wurden auch viele andere erkannt, die nicht nur Brust- oder Eierstockkrebs, sondern auch Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs betreffen, wie etwa die der BRCA-Gene. In den letzten zwei oder drei Jahren haben wir viel über diese Mutationen gelernt und uns aufgrund ihrer Bedeutung, entschieden, eine Praxis zu eröffnen (eine der wenigen umfassenden in der Schweiz: In der Regel sind diese Einrichtungen eher auf bestimmte Krebsformen ausgerichtet, Anm. d. Red.). Natürlich - fügt Gillessen hinzu - müssen die Personen, bei denen diese präventiven Analysen durchgeführt werden sollen, gut ausgewählt werden (ein übermässiger Gebrauch, ohne wirkliche Gründe, würde nur nutzlose Ängste hervorrufen). Eine Sonderkommission entscheidet darüber, Fall für Fall».

Die Centri Oncologici Specialistici des IOSI sind fünf: Prostata, Brust, Lunge, Dick- und Mastdarm, Neuroonkologie (Gehirntumore). «Diese Tumore scheinen auf dem Vormarsch zu sein - erklärt Cafarotti - auch wenn die Sterblichkeitsrate glücklicherweise im Durchschnitt zurückgeht. Die Patientenzahl wächst jedoch wie gesagt und erfordert einen grossen organisatorischen Aufwand, um die bestmögliche Versorgung für alle zu gewährleisten. Die „Philosphie“ der COS ist die Multidisziplinarität: Jeder Krebspatient wird vom sogenannten tumor board begleitet, d. h. von einem Team, das aus verschiedenen Fachärzten besteht, die sich in unterschiedlichen Funktionen mit Tumoren befassen und sich in regelmässigen Abständen treffen. Die Therapien werden immer besprochen und gemeinsam entschieden, unter Mitwirkung aller». Nur bei besonders seltenen Formen von Krebs werden die Patienten an andere Krankenhäuser überwiesen (beispielsweise das Mesotheliom - der mit Asbest verbundene Krebs - wird in der Schweiz nur in Zürich behandelt).

Die klinische Tätigkeit im Kontakt mit dem Patienten ist auch eng mit der Forschung verbunden, einschliesslich der Grundlagenforschung, die in zwei wichtigen Instituten in Bellinzona durchgeführt wird, die der Università della Svizzera italiana angegliedert sind: Das IOR (Istituto oncologico di ricerca - Onkologisches Forschungsinstitut) und das IRB (Istituto di ricerca in biomedicina - Institut für Biomedizinische Forschung). Seit Silke Gillessen Sommer - die als eine der wichtigsten Meinungsführerinnen im Bereich der Behandlung des Prostatakarzinoms gilt (eine internationale Expertin) - das IOSI leitet (seit drei Jahren), hat die Zusammenarbeit mit den Forschern von IOR und IRB bei allen verschiedenen Krebsarten intensiviert und ist „organischer“ geworden. «Es ist sehr wichtig - erklärt sie - miteinander zu reden, Brainstorming zu machen und gemeinsam Lösungen zu finden». Denn, wie der Onkologe Umberto Veronesi sagte, man dort, wo geforscht wird, besser behandelt.

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Auf dem Foto oben, der Eingang zur hämatologischen Abteilung des Krankenhauses San Giovanni in Bellinzona (©Ti-Press/Carlo Reguzzi)