INNOVATIVE PROJEKTE

Tessin, Region der Startups:
Hohe Konkurrenz, aber
an Hilfe mangelt es nicht

Sonntag, 9. Januar 2022 ca. 7 Minuten lesen In lingua italiana

Gespräch mit dem Staatsrat Christian Vitta. Vom USI Startup Centre, zur Stiftung Agire: eine Karte der öffentlichen Institutionen, die sich in unterschiedlicher Weise mit aufkommenden Initiativen befassen
von Paolo Rossi Castelli

Der Kanton Tessin ist eine Region der Startups, und es gibt viele öffentliche Strukturen, wie das USI Startup Centre, die nach sorgfältiger Auswahl die Projekte neuer Unternehmen (insbesondere die aus technologischer Sicht innovativsten) in der Vor- und Inkubationsphase unterstützen. Dies bedeutet für die „Startuppers“, ein freies Büro (im Falle des USI Startup Centre am Campus Est von Viganello) und die Unterstützung von Experten (Coach) bei der Vorbereitung des Businessplans, der Bewertung der technischen und geschäftlichen Aspekte, eine (wichtige) Hilfe, um das Ziel gut zu treffen und die Einbindung in erweiterte Beziehungsnetzwerke mit möglichen anderen Partnern. Diese Unterstützung kann auch zwei oder drei Jahre dauern, wenn die Projekte gut durchgeführt und vielversprechend erscheinen. Dann kommt es allerdings zu einem Engpass, nämlich dem der „Beschleunigung“ und der Finanzierungen. Das USI Startup Centre zum Beispiel befasst sich nicht damit, und die Suche nach Partnern, die in der Lage sind, ausreichend Kapital für den Start neuer Unternehmen mitzubringen, ist für viele Startuppers eine sehr grosse Hürde, insbesondere wenn sie nicht bereits in die wichtigsten „Netzwerke“ eingebunden sind. Der vom Kanton unterstützte Kapitalfonds TiVentures arbeitet gut und trägt selbst mit grossen Finanzierungen bei, kann jedoch nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen unterstützen. Was könnte man noch tun? Wir haben das den Staatsrat Christian Vitta gefragt, der vor einigen Wochen mit ermutigenden Worten bei den „Open Doors“ des USI Startup Centre gesprochen hat: Einem sehr gut besuchten Treffen zur Präsentation der vielfältigen Realität und Vitalität der inkubierten Startups.

Schau in die Galerie Schau in die Galerie Foto di Loreta Daulte Schau in die Galerie (15 foto)

«Die Suche nach Finanzierungen - antwortet Vitta - ist ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung eines Startups, und aus diesem Grund wurden in unserem Gebiet mit einer wichtigen finanziellen Beteiligung des Kantons zahlreiche Initiativen entwickelt. Vor allem weise ich darauf hin, dass für innovative Startups, die sich in der Anfangsphase befinden, das Programm Boldbrain Startup Challenge entwickelt wurde, das von der Stiftung Agire – der kantonalen Innovationsagentur – in Zusammenarbeit mit dem USI Startup Centre, organisiert wird. Während dieses Prozesses, der ein grundlegender Baustein bei der Unterstützungsstrategie des Kantons für Startups ist, werden 20 zuvor ausgewählte Startups von einer Gruppe Experten begleitet, um sich die wichtigsten Werkzeuge zur Entwicklung ihres Unternehmens anzueignen. Am Ende des Programms können die teilnehmenden Startups, die vom Finanz- und Wirtschaftsdepartement zur Verfügung gestellten Preise im Gesamtwert von 120.000 Franken sowie weitere Preise in Leistungen im Gesamtwert von über 80.000 Franken gewinnen (die letzte Preisverleihung fand am 2. Dezember statt, Anm. d. Red.)»

Es gibt auch die Plattform „Scouting days Agire“ 
«Ja, Scouting days Agire, von der Stiftung Agire ins Leben gerufen, um den Austausch zwischen Unternehmen, Startups und Investoren anzuregen, vereint zwei Arten von Initiativen: Die „Scouting for investors“ und die „Scouting for innovations“. Erstere, für Investoren und lokale Startups bestimmte und sehr gezielt organisierte, ermöglichen den Startups, sich potentiellen Investoren zu präsentieren. Mit diesem Projekt beabsichtigt Agire ein Netzwerk von Investoren zu schaffen und im Laufe der Zeit wachsen zu lassen, um mit Startups, die nach Investitionen suchen, in Kontakt zu treten. In den „Scouting for innovation“ dagegen starten konsolidierte Unternehmen Ausschreibungen zur Suche nach innovativen Ideen, wobei sie Startups die Gelegenheit geben, sich vorzustellen, Finanzierungen zu erhalten und eine Zusammenarbeit mit den Unternehmen selbst zu entwickeln. 

Wir sprachen vorhin von TiVentures...
«TiVentures, im Besitz der Fondazione del Centenario BancaStato ist ein weiterer wichtiger Akteur im Bereich der Finanzierungen. Es investiert mit innovativen Technologien und hohem Wachstumspotential in Unternehmen, die sich in der Anfangsphase befinden».

Planen Sie neue Vergünstigungen für private Investoren?
«Dank der jüngsten Steuer- und Sozialreform werden Steuervergünstigungen für diejenigen gewährt, die in Startups investieren, die die vom Steuergesetz des Kantons Tessin festgelegten Innovationanforderungen erfüllen.
Abschliessend ist anzumerken, dass die von mir geleitete Abteilung, im Bewusstsein der Notwendigkeit für Startups, Zugang zu privatem Kapital zu erhalten, und mit dem Ziel, die Verbindung zwischen potentiellen Investoren und jungen innovativen Unternehmen im Tessin weiter zu stärken, plant, im ersten Teil des Jahres 2022 und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Agire den kantonalen Startup-Tag zu veranstalten». 

Anlässlich der „USI Startup Centre Open Doors“ sagten Sie, dass das Crownfunding eine wichtige Alternative darstellt, die anzuregen ist. In diesem Bereich gibt es jedoch grossen Andrang und für Startups ist es nicht immer einfach, auf diese Weise Geldmittel zu beschaffen
«In der Schweiz können Startups auf eine konsolidierte Präsenz von nationalen und internationalen Plattformen zählen, die der Suche nach Finanzierungen durch Online-Kapitalbeschaffung gewidmet sind. Gleichzeitig ist es wichtig, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und so die verschiedenen laufenden Initiativen zur Unterstützung von Startups auf der Suche nach Finanzierungen zu fördern. Es ist wichtig, die verschiedenen Finanzierungskanäle weiter bekannt zu machen und Startups und Investoren für die zur Verfügung stehenden Instrumente zu sensibilisieren».

Das Augenmerk ist fast immer auf technologisch innovativste Bereiche gerichtet, wie zum Beispiel Systeme künstlicher Intelligenz oder biomedizinische Forschung. Besteht auch Interesse an Startups, die im sogenannten Life Style (Tourismus, Mode, Sport und mehr) tätig sind? 
«Der Kanton Tessin zeichnet sich durch ein hohes, international anerkanntes Mass an Innovation aus und setzt in diesem Sinne seit einiger Zeit auf die Valorisierung der im Gebiet vorhandenen technologischen Fähigkeiten.
Genau in diese Richtung entwickeln wir im Auftrag des Kantons den Innovationspark Tessin, ein wichtiges, von der Stiftung Agire geleitetes Projekt. Dieser besteht aus Kompetenzzentren, die auf einer strukturierten Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungsinstituten in hochtechnologischen Bereichen basieren. Diese Kompetenzzentren werden zum Transfer von Technologien und Wissen aus der akademischen in die Wirtschaftswelt beitragen und so neue innovative Projekte ins Leben rufen, mit positiven Auswirkungen auch auf die Anziehungskraft innovativer Unternehmen aus dem Ausland und folglich auf die Beschäftigungsmöglichkeiten. 
Im Moment ist das Thema Drohnen bereits Realität, mit dem Swiss Drone Base Camp am Flughafen Lodrino, während sich in der fortgeschrittenen Entwicklungsphase solche aus den Bereichen Biowissenschaften und Lifestyletech befinden, die sich auf innovative Technologien (E-Commerce, Blockchain, 3D-Entwicklung, künstliche Intelligenz, Big Data) im Zusammenhang mit Design, Gesundheit, Reisen, Mode und Nahrungsmittel konzentriert In den letzten Jahren ist dieser Bereich stark gewachsen, auch dank des 2019 gegründeten Lifestyle-tech competence centers, einer Vereinigung, die die Entwicklung von Synergien zwischen Unternehmen und Forschungsinstituten sowie interessante Initiativen zugunsten von Startups in diesem Bereich fördert. Insbesondere begünstigt sie das Scouting, d. h. sie schafft Gelegenheiten zur Begegnung, bei denen Startups die Möglichkeit haben, sich mit konsolidierten Unternehmen in Verbindung zu setzen und eine Zusammenarbeit zu entwickeln. Ein konkretes Beispiel ist der Fashion Innovation Award, der von Loomish und Bally zur Suche nach innovativen Ideen ins Leben gerufen wurde, die es ermöglichen, die virtuelle Modetechnologie, insbesondere im Bereich 3D-Design und E-Commerce zu stärken».

(Auf dem Foto oben von Loreta Daulte, der Staatsrat Christian Vitta mit Luca Gambardella auf der linken Seite, Prorektor für Innovation der USI)


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