BILANZ

Neue Bestätigungen: der Master
in Medizin der USI
gefällt den Studenten in Zürich

Mittwoch, 16. Februar 2022 ca. 6 Minuten lesen In lingua italiana

Gespräch mit Christian Wolfrum, assoziierter Vizepräsident für Medizin an der Eidgenössische Technischen Hochschule. Mehr als die Hälfte der Bachelor-Studenten der ETH bewirbt sich für den Master im Tessin
von Valeria Camia

Er ist ordentlicher Professor am Institute of Food, Nutrition and Health der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und assoziierter Vizepräsident (associate vice president) für Medizin, mit wissenschaftlichen Publikationen auf höchster Ebene, die in den wichtigsten internationalen Zeitschriften erschienen sind. Aber Christian Wolfrum hat auch eine starke Bindung zur Fakultät für Biomedizinische Wissenschaften der Università della Svizzera italiana, und ist besondere aktiv in der „Planung“ neuer Doktoratsstudiengänge an der USI, gemeinsam mit Alain Kaelin, Direktor des Neurocentro und Koordinator der Tessiner Doktoratsschule, und mit Giovanni Pedrazzini, Dekan der Fakultät an der USI. Kurz gesagt, Wolfrum hat ein wachsames Auge auf die immer enger werdenden Bindungen, die die Bildungs- und Forschungswelt im Tessin mit der deutschen Schweiz verbinden, und ist überzeugt, dass diese Synergien zu immer positiveren Entwicklungen führen können. Auch aus diesem Grund wurde er unlängst in den Wissenschaftsausschuss der IBSA Foundation for Scientific Research einbezogen.

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Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (Abk. ETH) ist, wie bekannt, ein wichtiger Partner der USI in Bezug auf das Medizinstudium (und nicht nur), das im Jahr 2020 eingeführt wurde: An der ETH werden in der Tat die ersten drei Jahre (Bachelor) und an der USI die letzten drei Jahre (Master) organisiert. Ein sehr bedeutender, auch kultureller, Übergang, der nicht einfach zu verwalten schien (zum ersten Mal kommen junge Menschen aus der Zentralschweiz zum Medizinstudium in das Tessin. Jahrzehntelang geschah genau das Gegenteil). Tatsächlich hatte diese Allianz einen unmittelbaren Erfolg. «Und auch eine neue Reihe interner Umfragen - so Wolfrum - bestätigt, dass die Bachelor-Studenten sehr gerne nach Lugano kommen. An die Stelle anfänglicher Befürchtungen ist der viel praxisnähere und individuellere Charakter des Studiums getreten, auch dank eines Verhältnisses zwischen Dozenten und Studenten, wie es keine andere Schweizer Hochschule vorweisen kann. Die Studenten, die das erste Master-Jahr an der USI besuchten, kehrten begeistert zurück. Kurzum, die Mundpropaganda der Jugendlichen ist extrem positiv, so dass sich mittlerweile mehr als die Hälfte der für das Medizinstudium an der ETH eingeschriebenen Studenten für den Studienabschluss im Tessin bewirbt.

Professor Wolfrum, gehen wir einen Schritt zurück. Bitte erinnern Sie uns kurz daran, was die ETH veranlasst hat, die Zusammenarbeit mit der USI zu unterstützen, wodurch der Master-Studiengang in Medizin im Kanton Tessin ins Leben gerufen wurde...

«Allem zugrunde liegt - erklärt Wolfrum - das Bewusstsein, dass sich die beiden Realitäten (die Technische Hochschule Zürich und die USI) im medizinischen Bereich ergänzen, und deshalb wollte man die fruchtbaren und renommierten Synergien im medizinischen Bereich der Forschung und der Klinik entwickeln. Die dem Master-Studiengang in Medizin an der USI zugrundeliegende Idee ist die, die nächste Generation von Fachärzten auszubilden, indem sowohl die eher wissenschaftlichen und forschenden Fähigkeiten (zum Beispiel in Bezug auf diagnostische Verfahren oder medizinische Geräte) als auch die „klinischen“ Fähigkeiten verfeinert werden. Die medizinische Forschung ist bekannterweise ein langer und komplexer Prozess und es vergehen viele Jahre, bis aus Entdeckungen im Labor praktische Anwendungen in Krankenhäusern werden. Ihre Wirksamkeit muss auch durch klinische Studien nachgewiesen werden. Viele Wissenschaftler der ETH würden gerne klinische Forschung betreiben, haben jedoch noch keinen Zugang dazu. Die Zusammenarbeit mit der USI ermöglicht unseren Wissenschaftlern und Ingenieuren eine weitere Ausbildung im medizinischen Bereich, so dass sie die Anwendungsmöglichkeiten ihrer Forschung erkennen und mit den Ärzten diskutieren können, die im direkten Kontakt mit den Patienten stehen. Darüber hinaus erweitern die Master-Studiengänge die im Bachelorstudium erworbenen wissenschaftlichen Kenntnisse. All dies sollte es uns ermöglichen, erfolgreiche interdisziplinäre Teams zu bilden, die zusammenarbeiten, um medizinische Lösungen zu entwickeln».

Können Sie uns ein paar konkrete Beispiele nennen, auf welche Weise ETH und USI synergetisch sind und sich im medizinischen Bereich ergänzen?

«Im Kanton Tessin befinden sich mehrere Spitzentren - ich denke dabei an das Onkologische Forschungsinstitut (IOR- Istituto Oncologico di Ricerca), das Institut für Biomedizinische Forschung (IRB - Istituto di Ricerca in Biomedicina) und das Istituto CardiocentroTicino - die von der ETH geschätzte Partner darstellen, mit der sie eine Reihe von Studien teilen, insbesondere in den Bereichen Immunologie, Onkologie und Stoffwechsel. Die Technische Hochschule Zürich verfügt in Bezug auf diese Forschungen über bahnbrechende „technische“ Studiengänge; die USI und die Tessiner Institute ergänzen den hohen Standard der Grundlagenforschung auch durch eine Verbindung mit der Klinik. Diese vollständige „Sicht“ ist auch für die Studenten äusserst wichtig».

Welche weiteren Zusammenarbeiten und Austausche sind in Zukunft geplant?

«Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass die Bereitschaft besteht, ein neues MD-PhD-Programm zu starten, das es Medizinstudenten und -absolventen ermöglicht, eine naturwissenschaftliche Grundausbildung zu erhalten, die ihnen die Möglichkeit gibt, reguläre Doktoratsstudien durchzuführen, ohne zuvor einen MSc (Master, Master of Science) in Naturwissenschaften erworben zu haben. Wir haben ungefähr anderthalb Jahre Zeit, bis die Studenten des Master-Studiengangs an der USI ihren Abschluss machen. Derzeit diskutieren wir gemeinsam mit Giovanni Pedrazzini und Alain Kaelin diese Möglichkeit. Weitere Austausche, die bereits bestehen, jedoch in Zukunft wahrscheinlich noch verstärkt werden, betreffen die Anwesenheit von Professoren, die sowohl an der ETH als auch in den angegliederten Forschungszentren der USI lehren und forschen. Im vergangenen November erhielt Andrea Alimonti, Dozent der Fakultät für Biomedizinische Wissenschaften der Università della Svizzera italiana einen Lehrstuhl als ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule, während 2017 Federica Sallusto, seit 2000 Laborleiterin am IRB, an der ETH zur Professorin für medizinische Immunologie ernannt wurde. Das Engagement besteht darin, die Liste dieser Austausche zwischen Professoren zu erweitern».

Eine letzte Frage, die sich konkret auf Ihre aktuellen Forschungen im Bereich der Stoffwechselstörungen bezieht: Gibt es Verbindungen zum Tessin? 

«Meine Interessen beziehen sich auf die Entwicklung von Stoffwechselstörungen. Vereinfacht gesagt: Wie kommt es zu Übergewicht und warum sind einige übergewichtige Menschen relativ gesund und andere nicht? Heute wissen wir, dass es nicht nur darauf ankommt, wie viel Fett ein Mensch im Körper hat, sondern auch auf dessen Verteilung. Meine Forschungsgruppe ist speziell an der Zusammensetzung des Fettgewebes interessiert, mit wichtigen Veröffentlichungen - kann ich sagen. Derzeit diskutieren wir darüber, wie wir das Tessin in unsere klinischen Studien einbeziehen können». 
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(Auf dem Foto oben von Marian Duven, Studenten des Master-Studiengangs in Medizin der USI bei einer praktischen Übung)