Pian Scairolo

„cosmos“, das innovative
und nachhaltige Werk, das auch
auf Schönheit setzt, ist startbereit

Donnerstag, 10. November 2022 ca. 7 Minuten lesen In lingua italiana
Grosse Glasfronten im Inneren der Produktionsstätte cosmos (Foto: Eugenio Celesti)
Grosse Glasfronten im Inneren der Produktionsstätte cosmos (Foto: Eugenio Celesti)

Eröffnung der grössten Produktionsstätte des Pharmakonzerns IBSA im CorPharma-Quartier. Hightech-Ausstattung und besonderes Augenmerk auf die Verringerung der Umweltauswirkungen
von Paolo Rossi Castelli

«Dieses Werk gleicht eher einem Hotel. Als ich heute hier hereinkam, verschlug es mir den Atem... Ich wünsche euch, dass ihr diesen Weg weitergeht und auch für andere eine Quelle der Inspiration seid.» Andrea Bernardazzi, Bürgermeister von Collina d’Oro, konnte bei der Eröffnung (am Samstag, den 29. Oktober) der neuen Produktionsstätte „cosmos“ des Pharmaunternehmens IBSA (Institut Biochimique SA) in Pian Scairolo seine Überraschung nicht verbergen. Das grosse Gebäude, das bis vor wenigen Tagen noch von hohen Absperrungen verdeckt war, verblüffte in der Tat durch seine Architektur. Einige haben es mit einem amerikanischen Museum verglichen, andere sogar mit einem Tempel...
Am Eingang befindet sich ein grosser Empfangsbereich mit einer geschwungenen, weissen Marmortreppe, die in die oberen Stockwerke führt. Alles ist durchdacht, mit grosszügig angelegten Räumen und Designakzenten: ein Stil, der mit dem der klassischen Werkhallen absolut nichts gemeinsam hat. Dennoch handelt es sich um eine Produktionsstätte, und zwar um die grösste der IBSA-Gruppe (mit einer Fläche von 16.200 Quadratmetern, die drei Fussballfeldern entspricht), in der jedes Jahr 240 Millionen therapeutische Dosen hergestellt werden. 

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«Die Schönheit ist von grundlegender Bedeutung», so Arturo Licenziati, Präsident und Geschäftsführer von IBSA. «Es kostet das Gleiche, etwas Schönes oder etwas Hässliches zu schaffen. Doch wenn man sich in eine angenehme Umgebung begibt und dort acht Stunden am Tag arbeitet, macht die Schönheit den Unterschied: Sie öffnet das Herz und den Geist».
Michele Foletti, Bürgermeister von Lugano, fügte hinzu: «Ich danke der IBSA-Gruppe für ihr Engagement, und dafür, dass sie sich entschieden hat, ihren Hauptsitz hier einzurichten. Ich war erstaunt, als ich das Wort „Schönheit“ im Zusammenhang mit einem Industriegebiet hörte...».  

Die Produktionsstätte cosmos ist in Wahrheit nur ein Teil des grossen CorPharma-Projekts, welches das Antlitz eines der sieben „Quartiere“ (genauer gesagt der Nummer 4) von Pian Scairolo verändern wird. Pian Scairolo ist eines der wichtigsten Industrie- und Gewerbegebiete des Kantons Tessin, das zwischen drei Gemeinden liegt (Lugano und Collina d’Oro sowie Grancia), in den letzten Jahrzehnten jedoch unkoordiniert und unpraktisch gewachsen ist. Das neue Projekt von IBSA, das mit den Behörden abgestimmt wurde (wenngleich das äusserst langwierige Verfahren für den Quartierplan noch nicht abgeschlossen ist), sieht fortschrittliche Lösungen im Bereich der Nachhaltigkeit vor: sorgfältige ausgewählte Materialien, Dachgärten und Solarzellen auf den Dächern der Gebäude sowie einen öffentlichen Park, eine neue Kinderkrippe und einen Kindergarten. Insgesamt wird CorPharma 150 Millionen Franken kosten.

«CorPharma – erklärt Christophe Direito, Building & Infrastructure Manager der IBSA-Gruppe – ist ein klar definiertes Gebiet, das in vier Bereiche gegliedert ist, denen unterschiedliche Betriebsaktivitäten entsprechen (Lager, Produktion, Büros und Labore). Diese bilden, wie die Blätter eines vierblättrigen Kleeblatts, ein einziges, integriertes Ganzes.» Das CorPharma-Quartier erstreckt sich über eine Fläche von 43.000 Quadratmetern und umfasst 10 % des gesamten Industriegebiets von Pian Scairolo.

In diesem Quartier wird, wie bereits erwähnt, der Hauptsitz von IBSA (Generaldirektion, Stiftungen, kaufmännische Verwaltung, Forschung und Entwicklung) eingerichtet. Das Unternehmen ist stark gewachsen, seit es 1985 von Arturo Licenziati samt 60 Mitarbeitenden, einem Umsatz von 5 Millionen und vielen Schulden übernommen wurde. «Heute – so Vizepräsident Antonio Melli – beschäftigt das Unternehmen mehr als 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Tessin (850 Beschäftigte) und in den anderen 17 Niederlassungen auf der ganzen Welt, einschliesslich China und den Vereinigten Staaten. Das Vertriebsnetz erstreckt sich über 90 Länder.» IBSA zählt zu den weltweit führenden Akteuren auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin, betreibt aber auch in vielen anderen Bereichen (u. a. Endokrinologie, Schmerzen und Entzündungen und Dermatologie) intensive Forschung. «Der konsolidierte Jahresumsatz – so Melli – beträgt mittlerweile 850 Millionen Franken, aber wir möchten die Milliardengrenze erreichen».

Der Pharmasektor nimmt im Tessin, das neben IBSA auch Dutzende von Unternehmen zählt, die in diesem Bereich tätig sind, einen hohen Stellenwert ein. «Der Pharmabereich macht 8,5 % des Bruttoinlandprodukts des Kantons aus und erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von 2,7 Milliarden Franken – erklärte Staatsrat Christian Vitta, Direktor des Finanz- und Wirtschaftsdepartements – Wir arbeiten intensiv daran, auch die Forschungsaktivitäten zu verstärken, um ein Ökosystem zu schaffen, das die Unternehmen unterstützt. Ein entscheidender Moment wird die Eröffnung des Tessiner Innovationsparks sein, der mit den anderen Parks in der Deutschschweiz, aber auch mit dem Mailänder „Mind“, der auf dem Expo-Gelände errichtet wird, verbunden ist. Eines der Kompetenzzentren des Tessiner Innovationsparks wird auf die Biowissenschaften ausgerichtet sein, zu denen auch der Pharmasektor gehört. Zu den Gründungsmitgliedern dieses Zentrums, das in Kürze eingerichtet werden soll, gehören das IRB (Forschungsinstitut für Biomedizin), das IOR (Onkologische Forschungsinstitut), die USI (Università della Svizzera italiana), die SUPSI (Fachhochschule Südschweiz), der Tessiner Spitalverbund (Ente Ospedaliero Cantonale) und die Unternehmen des Dachverbandes Farma Industria Ticino. Wahrscheinlich wird sich auch IBSA an diesem Projekt beteiligen, worüber wir uns sehr freuen würden».

Paolo Bianchi, Direktor der Abteilung öffentliche Gesundheit des Gesundheits- und Sozialdepartements, fügte in Vertretung von Staatsrat Raffaele De Rosa, der aufgrund eines Unfalls verhindert war, hinzu: «Ein Industrieunternehmen wie IBSA ist auch aus rein gesundheitspolitischer Sicht von grundlegender Bedeutung. Seit langem (und insbesondere seit den schwierigsten Momenten der Coronakrise) wissen wir, wie wichtig die Präsenz von Unternehmen mit hohen Kompetenzen und Produktionskapazitäten in der Region ist, um die Versorgung mit Medikamenten zu gewährleisten. Es ist wichtig, diesen Bedarf zu erkennen und die lokale Produktion zu unterstützen».

Nun aber zurück zu „cosmos“. In der neuen Produktionsstätte sind 250 Mitarbeitende beschäftigt, die sich um den Betrieb von 4 vollautomatisierten Produktionslinien kümmern: Diese Umgebungen unterscheiden sich grundlegend von denen, die vor einigen Jahrzehnten Werksanlagen kennzeichneten. Man hört lediglich ein Hintergrundrauschen, und die Maschinen erledigen die ganze Arbeit. Alle Eingänge werden kontrolliert: Die (wenigen) Besucher müssen Schuhüberzieher, eine Haube und einen Kittel über der Kleidung tragen, wie im Übrigen auch die Beschäftigten des Werks. Dank fortschrittlicher Technologien kann die Arbeit beschleunigt werden, ohne an Qualität und Sicherheit einzubüssen, im Gegenteil: Diese beiden Parameter werden sogar verbessert. IBSA verfügt über 6 Produktionsstandorte in der Schweiz, 3 in Italien und 2 in China. Das Unternehmen expandiert stark auf dem internationalen Markt, wobei es dem für grosse multinationale Pharmaunternehmen typischen Forschungs- und Produktionsmodell folgt, wenn auch in kleinerem Massstab.

Während der Bauarbeiten für cosmos war Arturo Licenziati fast jeden Tag auf der Baustelle. «Ich bin ein alter Mann und brauche konkrete Dinge, die ich anfassen kann, auch wenn ich Märchen liebe», erzählt er. «Unternehmen müssen begleitet werden, ähnlich wie man es mit Kindern macht: Wenn sie klein sind, muss man sie zur Schule bringen, und später lernen sie, selbstständig zu werden. Das war auch bei unserem Unternehmen der Fall: Es ist gewachsen und verfügt jetzt über eine äusserst solide Basis. Die Protagonisten dieser Entwicklung sind alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die stets mit Leidenschaft zum Wachstum unseres Unternehmens beigetragen haben. Eigentlich gehört diese Produktionsstätte nicht mir..., sondern der Belegschaft, den Bürgerinnen und Bürgern, dem Kanton sowie den jungen Menschen, die auch in den kommenden Jahren hierher kommen und einen Arbeitsplatz finden werden».