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Ein Super-Messgerät aus Locarno zur «Interpretation» des Sonnenlichts

Dienstag, 24. September 2019 ca. 3 Minuten lesen In lingua italiana

Das IRSOL beteiligt sich an einem wichtigen, von der Europäischen Union finanzierten Projekt für den Bau eines gigantischen Teleskops auf den Kanarischen Inseln
von Nicoletta Maestrini

Der Kanton Tessin, allgemein als «Sonnenstube» der Schweiz bekannt, erfreut sich nicht nur zahlreicher Sonnentage, sondern gilt auch als Spitzenzentrum auf dem Gebiet der Sonnenphysik. Das Institut für Sonnenforschung Locarno (Istituto Ricerche Solari, IRSOL) zeichnet sich auf internationaler Ebene durch seine Kompetenzen und Spitzentechnologien aus. Im September 2018 beteiligte sich das Institut zusammen mit anderen Partnern an dem wichtigen Sonnenforschungsprojekt SOLARNET II, das vom europäischen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020, in dessen Rahmen die Schweizer Institute 760.000 Euro an Fördermitteln erhielten, finanziert wurde. Ziel von SOLARNET II ist es, die wichtigsten europäischen Einrichtungen im Bereich der Sonnenphysik zu kombinieren, um innovative Technologien zur Realisierung des European Solar Telescope (EST) auf den Kanarischen Inseln zu entwickeln. Nach seiner Fertigstellung (voraussichtlich 2026) wird das EST als grösstes Sonnenteleskop Europas mit einem beachtlichen Durchmesser von 4 Metern die Beobachtung der Sonne mit einer aussergewöhnlichen Auflösung ermöglichen.

Am IRSOL wird derzeit eine neue Version eines weltweit einzigartigen Geräts erstellt, das ursprünglich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich entwickelt wurde. «Es handelt sich um das Polarimeter ZIMPOL für spektropolarimetrische Messungen (in Bezug auf die Polarisation oder Richtung des Lichts), die äusserst wichtige Informationen über die Eigenschaften des Magnetfelds der Sonne liefern», erklärt Michele Bianda, Leiter des Instituts. «Derzeit arbeiten wir an einem „aktualisierten“ Modell dieses Geräts, um eine höhere Präzision der Messungen zu gewährleisten. Unser Ziel ist es, die ZIMPOL-Technologie zu perfektionieren, um sie in das neue Teleskop integrieren zu können.»

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Warum ist es eigentlich so wichtig, die Sonne zu beobachten? «In der Astronomie dient die Sonne als Stein von Rosette (die antike Steintafel mit einer Reihe von Inschriften, die es ermöglichten, die ägyptischen Hieroglyphen zu übersetzen, Anm. d. Red.), denn sie hilft uns, zu verstehen, wie sich selbst die am weitesten von der Erde entfernten Sterne verhalten. Doch ein besseres Verständnis der Sonne ist vor allem deshalb wichtig, weil Phänomene wie Winde und Sonneneruptionen unsere technologische Zivilisation beeinflussen – von den Störgeräuschen bei Rundfunksendungen bis hin zum Ausfall des gesamten Stromnetzes.»

Die Schweiz wird im Rahmen von SOLARNET II von der Università della Svizzera italiana (USI) vertreten, die seit 2015 auch das IRSOL umfasst. Auch das Nationale Hochleistungsrechenzentrum der Schweiz (Centro Svizzero di Calcolo Scientifico, CSCS) und die Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion des Kantons Waadt (HEIG-VD) sind an dem Projekt beteiligt. Neben der am IRSOL entwickelten neuen Technik für polarimetrische Messungen steht den Forschern für die Erstellung neuer Berechnungsmethoden auch der Supercomputer «Piz Daint» des CSCS, der leistungsstärkste Europas, zur Verfügung. SOLARNET II wird im Laufe der nächsten 4 Jahre mit der Beteiligung von 500 Forschern und 36 Partnern aus 16 Ländern entwickelt. Die Mission ist im Wesentlichen eine: die Geheimnisse der Sonne und ihren Einfluss auf unser Leben zu verstehen.

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Die Geräte des Instituts für Sonnenforschung Locarno
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