materialien und technologien

Staubabsorbierende Platten zur Schadstoffreduzierung

Dienstag, 9. Juli 2019 ca. 3 Minuten lesen In lingua italiana

Durchführung von Tests durch das Institut für Materialien und Bauwesen der SUPSI im Tunnel Vedeggio-Cassarate. Positive Ergebnisse, aber einige Probleme bleiben ungelöst
von Laura Accerboni

Das «Zauberwort» lautet Titandioxid: ein Material mit einer wirklich aussergewöhnlichen Fähigkeit, und zwar, Luftschadstoffe (vor allem Stickstoffoxide) und sogar Feinstaub mithilfe von Licht (insbesondere den UV-Strahlen der Sonne) umzuwandeln und buchstäblich zu «fressen». Seit einigen Jahren versuchen Ingenieure aus aller Welt, Titandioxid-Platten oder Asphalte, Beschichtungen und Abdeckungen, die diese Substanz enthalten, herzustellen und einzusetzen, um die Lebensqualität in den Städten zu verbessern. Auch im Tessin bemüht man sich darum. Titandioxid funktioniert tatsächlich; die Frage ist jedoch, wie man die besten Ergebnisse zu (wirtschaftlich) akzeptablen Kosten erzielen kann. Das Institut für Materialien und Bauwesen (Istituto Materiali e Costruzioni, IMC) der SUPSI steht in diesem Kampf in der ersten Reihe, was unter anderem seinem aussergewöhnlichen Labor zu verdanken ist: dem Tunnel Vedeggio-Cassarate, einem der verkehrsreichsten im Tessin und in der Schweiz, für den smog- und staubabsorbierende Platten ein wahres Geschenk des Himmels wären. «Dank der uns zur Verfügung stehenden hochmodernen Ausrüstung konnten wir sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Tunnels bereits viele Tests durchführen (und haben noch weitere vor)», bestätigt Christian Paglia, Leiter des IMC. Genau aus diesem Grund erreichen uns zahlreiche Anfragen von Unternehmen, die Materialien auf Basis von Titandioxid herstellen und uns damit beauftragen, diese zu testen, um deren Leistungsfähigkeit zu „messen“.»

Das Foto vergrössern Das Foto vergrössern Der Eingang des Tunnels Vedeggio-Cassarate
Foto von Sabrina Montiglia Das Foto vergrössern

Die jüngste Erprobung im Tunnel Vedeggio-Cassarate dauerte ein Jahr und diente dazu, Platten (mit 10 cm Seitenlänge) und Tafeln aus Weisszement (in der Fachsprache «photokatalytischer Zement» genannt), die auf der Basis von Titandioxid hergestellt wurden, zu testen. Anhand von im Labor durchgeführten Messungen und Tests konnte man anschliessend die Wirksamkeit und Haltbarkeit dieser Materialien genau bewerten. In Wirklichkeit entsprachen die Endergebnisse nicht den Erwartungen, da sich herausstellte, dass die Platten zwar in der Lage waren, 30 % des Feinstaubs zu «fressen» (an sich ein gutes Ergebnis),jedoch nur für eine begrenzte Zeit und bei einer Wartung, die immer noch zu teuer und «invasiv» ist. «Nur zur Erklärung – fügt Paglia hinzu –, wenn man diese Platten verwenden würde, müsste man den Tunnel Vedeggio-Cassarate mindestens viermal im Jahr für Wartungsarbeiten schliessen, was sich äusserst negativ auf den Strassenverkehr auswirken würde.» Das Problem ist der «Schmutz», der sich auf den Platten ablagert und so den photokatalytischen Materialien das für den Abbau von Stickstoffoxiden nötige Licht wegnimmt. Aus diesem Grund ist eine regelmässige Reinigung erforderlich, was das Ganze erschwert. Dies ist natürlich nicht der Fall, wenn man die photokatalytischen Substanzen für senkrechte Aussenwände von Gebäuden einsetzt, die automatisch vom Regen gewaschen werden. In dieser Richtung gibt es derzeit zahlreiche Forschungsprojekte.

In Zusammenarbeit mit Unternehmen nimmt das Team von Christian Paglia die Innovationen auf diesem Gebiet unter die Lupe. «In den letzten fünfzehn Jahren sind Umweltthemen immer dringlicher geworden, und heute lässt sich diesbezüglich unter anderem dank Kampagnen wie der von Greta Thunberg eine zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit feststellen. Es wenden sich zahlreiche in- und ausländische Unternehmen an uns, um in Zusammenarbeit mit dem Kanton die Leistung der von ihnen hergestellten Materialien zu messen, die eine Reduzierung der Schadstoffe versprechen.» In den kommenden Monaten werden neue Tests durchgeführt. Denn schliesslich ist, wie Ernest Hemingway schrieb, «die Welt ein schöner Ort und wert, dass man um sie kämpft.»

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