MENDRISIO

Ein “globales” Institut für Mikrobiologie zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt

Montag, 27. September 2021 ca. 4 Minuten lesen In lingua italiana

Offizielle Vorstellung des neuen Zentrums, das im Departement für Umwelt, Bau und Design untergebracht ist. Mit einem Jahres-Budget von 2,5 Millionen Franken wird es sich mit Gesundheit im weiten Sinne befassen: Covid, Biosicherheit, Ökologie
von Paolo Rossi Castelli

Die Überwachung der Umwelt, um die unzähligen (und vielfältigen) Mikroorganismen unter Kontrolle zu halten, die unser Leben begleiten, meist ohne es zu stören (und sich im Gegenteil häufig als hilfreich erweisen), die aber manchmal auch gefährliche Situationen schaffen können, wie die Ereignisse rund ums Thema Covid zeigen. So lautet die Mission des neuen Instituts für Mikrobiologie der SUPSI, das am 27. September offiziell vorgestellt wurde und durch welches das Tessin eine Spitzenposition einnimmt, da nur wenige andere Kantone über eine vergleichbare Struktur verfügen.
Die Tätigkeit des Instituts ergänzt die des EOLAB, des Labors des EOC, das eng mit den Ärzten und Krankenhäusern für die Diagnose pathogener Mikroorganismen kooperiert (und die Blutuntersuchungen der Patienten mit Infektionskrankheiten vornimmt). Das neue Institut für Mikrobiologie der SUPSI und EOLAB werden, zumindest vorerst, jedoch nicht zusammenarbeiten, auch wenn sie manche Ausrüstungen in Bellinzona gemeinsam nutzen und obwohl sie beide aus ein- und derselben Struktur, dem 1964 gegründeten Kantonalen Institut für Mikrobiologie, hervorgegangen sind, das 2012 zweigeteilt wurde: EOLAB zum einen, das Institut für Umwelt-Mikrobiologie zum anderen, das 2014 dann als Labor für angewandte Mikrobiologie der SUPSI angegliedert wurde und seit wenigen Wochen (genau gesagt seit dem 17. Juni) zum Institut (eines von fünf am Departement für Umwelt, Bau und Design) aufgestiegen ist, um die Bedeutung dieses Bereichs besonders hervorzuheben. Im Zuge dieser Umstellung ist das Jahres-Budget von einer Million auf 2,5 Millionen Franken, sowie die Zahl der Mitarbeiter von weniger als 15 auf 40 angestiegen (ein Drittel davon mit Doktortitel).

Womit genau befasst sich das neue Institut für Mikrobiologie? «Unsere Tätigkeit - erklärt Silvio Seno, Leiter des Departements für Umwelt, Bau und Design - ist heute in 5 Sektoren gegliedert: Biosicherheit, Hygiene und Umwelt, Vektor-Ökologie, Umwelt-Biotechnologie und mikrobielle Ökologie.» Mauro Tonolla, Leiter des Instituts, fügt hinzu: «Das Besondere an unserer Arbeit ist, dass wir sowohl im Gesundheits- als auch im Umweltbereich aktiv sind, mit einer globalen Sicht der Mikrobiologie, welche die Zusammenhänge zwischen der menschlichen, der tierischen Sphäre und der Umwelt im Einklang mit dem modernen “One Health” Konzept betrachtet.»

Das neue Institut hat zahlreiche Untersuchungen gestartet. Zum einen ein Projekt, das vom Kantonsärztlichen Dienst und vom Bundesamt für Gesundheit zur Messung der Präsenz des SARS-CoV-2 Virus (dem Erreger der Krankheit Covid-19) im Abwasser am Eingang der Kläranlagen finanziert wird (früher wurden Spuren von Drogen gemessen, um daraus Rückschlüsse auf den Drogenmissbrauch in den Städten zu ziehen: heute liegt das Augenmerk auf dem Coronavirus). Gleichzeitig arbeitet das Institut intensiv am Management und der Koordinierung eines nationalen Netzwerks zur Überwachung der Tigermücke in der Schweiz (die Überträger einiger Virenarten sein kann). Und damit nicht genug: Die Forscher des Instituts für Mikrobiologie überwachen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geowissenschaften die Präsenz antibiotikaresistenter Bakterien im Wasser des Luganersees. Und, in einer ganz anderen Sparte, messen sie das “Mikrobiom” (also die Gesamtheit der Mikroorganismen) auf den Krusten des Tessiner Alpkäses. Ausserdem befasst sich das Institut mit den Mikroben, welche die Materialien, aus denen Statuen und andere Kunstwerke bestehen, beeinträchtigen können. Und schliesslich untersucht das Institut den besonderen “Aufbau” des Cadagnosees, der in gewisser Hinsicht den Zustand der Ozeane vor zwei Milliarden Jahren abbildet. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Alpine Biologie in Piora.

Das Institut für Mikrobiologie ist an zwei Standorten tätig: In Bellinzona, in dem Gebäude in Via Mirasole 22a, das es gemeinsam mit EOLAB nutzt, und auf dem neuen Campus der SUPSI in Mendrisio Stazione, wo ein Labor für Biosicherheit der Stufe 2 eingerichtet wurde (und folglich in der Lage ist, mit relativ gefährlichen Krankheitserregern zu arbeiten. Die besonders besorgniserregenden Mikroorganismen wie das Anthrax-Bakterium oder der Tuberkulose-Bazillus werden im Labor der Stufe 3 des Instituts für biomedizinische Forschung in Bellinzona untersucht, mit dem das Institut für Mikrobiologie zusammenarbeitet). 

In Mendrisio werden auch ganz spezielle Untersuchungen wie zum Beispiel an (mikroskopischen) Pilzen vorgenommen, die in den Bachläufen leben, sie von Pflanzenresten säubern und diese in organische Stoffe umwandeln, die für die Ernährung der Fische wichtig sind (sogenannte Hyphomyceten). Weltweit befassen sich lediglich fünf oder sechs weitere Teams mit solchen Studien.