WIRTSCHAFT UND FORSCHUNG

Innovative Start-ups und Geldgeber – ein gut besuchter Veranstaltungstag im Zeichen des Networkings und des Dialogs

Montag, 11. April 2022 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana

Grosser Erfolg für die vom Finanz- und Wirtschaftsministerium und der Stiftung Fondazione AGIRE im LAC Lugano organisierte Initiative. Ratschläge und Debatten, unter Einbeziehung der Schwierigkeiten einer Risikobranche
von Paolo Rossi Castelli

«Man muss dreimal scheitern, bevor es einem wirklich gelingt, ein neues Unternehmen zu gründen und damit Erfolg zu haben.» Mit dieser unter amerikanischen Unternehmern beliebten Redensart (die angehende Unternehmer möglicherweise beunruhigt hat) endete am Montag, dem 4. April, eine offene und ehrliche (sowie hilfreiche) Debatte zum Thema «Start-ups und ihre Geschichten». Es handelte sich um die letzte Veranstaltung des kantonalen Start-up-Tages, der mit grossem Publikumserfolg vom Finanz- und Wirtschaftsdepartement (DFE) in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Fondazione AGIRE im Kunst- und Kulturzentrum LAC Lugano organisiert wurde. Man muss also mit zwei oder drei «Rückschlägen» rechnen, bevor man eine wirklich gute Idee findet? «In Europa hat das Wort „Scheitern“ eine negative Konnotation», kommentierte Gianluca Ambrosetti, Geschäftsführer von Synhelion SA, einem in Lugano ansässigen Start-up-Unternehmen im Bereich der synthetischen Kraftstoffe. «Für die Amerikaner hingegen ist jemand, der gescheitert ist, einer, der zumindest versucht hat, ein Unternehmen zu gründen, auch wenn dieser Versuch letzten Endes erfolglos geblieben ist. Man sollte also nicht von einem Scheitern, sondern vielmehr von einem Abbruch von Projekten sprechen, und zwar aus verschiedenen Gründen. Man bedenke, dass man auch im Falle eines etwaigen Abbruchs von Projekten wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse sammelt, die einem helfen, sich kontinuierlich zu verbessern. Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer kennen diese Situation und diesen Gemütszustand.»

Die Welt der Start-ups ist zwar äusserst schwierig, aber auch besonders faszinierend. Es braucht ausgesprochen viel Mut, um in eine Branche einzusteigen (nämlich in jene, die der Gründung neuer Unternehmen, insbesondere der Hightech-Unternehmen, gewidmet ist), von der man weiss, dass 5 Jahre später laut Statistik nur noch 10 % der Unternehmen bestehen. Ausserdem braucht man die nötige Kraft und unter anderem die psychologische Fähigkeit, ständig um Geldgeber zu werben, sich an die sich stetig wandelnde Marktsituation anzupassen, neue Mitarbeiter zu integrieren, neue Unternehmensstrukturen zu bewältigen und gegebenenfalls Niederlassungen in verschiedenen Ländern zu eröffnen, um das Geschäft voranzutreiben. Selbst sehr erfolgreiche Start-ups wie Gain Therapeutics (eines der wenigen an der Wall Street notierten Tessiner Start-up-Unternehmen) haben starke und gefährliche Höhen und Tiefen durchlebt. «2020 waren wir auf der dringenden Suche nach neuen Fördermitteln: Unsere Gelder reichten nur noch bis August ...», erzählte Präsident und Generaldirektor Manolo Bellotto in der Gesprächsrunde. «In der Schweiz und im restlichen Europa herrschte im Hinblick auf die Biotech-Branche, der unser Unternehmen angehört, eine „trockene“ Atmosphäre (nicht aufgrund von Corona). Aus diesem Grund beschlossen wir, uns an den US-amerikanischen Markt zu wenden, der riskanten Investitionen in der Pharmabranche viel offener gegenübersteht. Im Juli organisierten wir eine sehr arbeitsintensive Woche mit Roadshows bei wichtigen potenziellen amerikanischen Geldgebern, die uns 20 Millionen Dollar einbrachte! Dies ermöglichte es uns, eine Niederlassung in den USA zu gründen und unser Unternehmen an der Nasdaq zu notieren.» «Wie wir das geschafft haben? Indem wir ein Projekt mit hohem wissenschaftlichem Mehrwert präsentierten (wir befassen uns mit 70 Krankheiten, für die es bislang grösstenteils keine Therapie gibt), ohne auf irgendeine Weise zu schummeln.»

Der kantonale Start-up-Tag, für den sich Staatsrat Christian Vitta nachdrücklich eingesetzt hatte, sollte «verrückte» Unternehmerinnen und Unternehmern mit einer Reihe von Treffen mit Branchenexperten (darunter auch Bellotto) und Investoren bei der Suche nach Finanzmitteln (einem stets wesentlichen Aspekt) konkret unterstützen. Darüber hinaus hatten etwa zwanzig Start-ups die Gelegenheit, ihr Unternehmen an eigens eingerichteten Ausstellungsständen in den Räumen des LAC vorzustellen.

«Das Tessin setzt sich auf vielfältige Weise für die Gründung innovativer Start-ups ein», erinnerte Vitta in seiner einleitenden Rede. 2018 wurden steuerliche Massnahmen zur Investitionsförderung eingeführt (derzeit verfügen nur zwei weitere Schweizer Kantone über eine derart vorteilhafte Regelung für Start-up-Investoren). Ausserdem gibt es ein Netzwerk aus Stellen und Einrichtungen, deren Aufgabe es ist, neue Ideen auf den Markt zu bringen: von der Stiftung Fondazione AGIRE (die unter anderem das kantonale Beschleunigungsprogramm Boldbrain Startup Challenge organisiert) über Tecnopolo sowie das USI Startup Centre und die Startup Garage der Fachhochschule Südschweiz SUPSI bis hin zum Investmentfonds TiVentures. «Start-ups passen naturgemäss gut in den kantonalen Kontext der Investitionsförderung», so Vitta. «Es ist kein Zufall, dass sie ein wichtiges Element der wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie des Kantons darstellen. Als junge Technologieunternehmen mit internationaler Wachstumsperspektive sind Start-ups eine Ressource, die es wertzuschätzen und zu fördern gilt, um eine zukunftsorientierte Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten, die Karrieremöglichkeiten eröffnet und besonders qualifizierten Profilen einen starken Anreiz bietet

Das Tessin befindet sich in einer idealen Position zwischen den Regionen Zürich und Mailand. Selbstverständlich ist die Konkurrenz gross, doch es gibt auch unzählige Möglichkeiten, «Ökosysteme» zu schaffen, um Ideen, Mut und Neugier sowie die Fähigkeit, weit vorauszuschauen – kurz gesagt: Start-ups – zu fördern!

 


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