Coronavirus

Impfüberwachung: Das Sicherheits- und Kontrollnetz zieht sich auch durch den Tessin

Donnerstag, 10. Dezember 2020 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana

Alessandro Ceschi, Leiter des Istituto di Scienze Farmacologiche della Svizzera italiana (Institut für Pharmawissenschaften der italienischen Schweiz) wurde in das Gremium von Swissmedic berufen, um die Impfkampagne gegen Covid-19 zu «überwachen»
von Agnese Codignola

Seit ein paar Tagen gehört Alessandro Ceschi der «Swissmedic Taskforce COVID Pharmacovigilance» an, dem Expertengremium, das sich in der Schweiz mit der Sicherheit von COVID-19 Impfstoffen und der Überwachung etwaiger Nebenwirkungen befasst. Ceschi, Chefarzt und medizinischer und wissenschaftlicher Leiter des Istituto di Scienze Farmacologiche della Svizzera italiana (Institut für Pharmawissenschaften der italienischen Schweiz - Ente Ospedaliero Cantonale, EOC), ist der einzige externe Experte bei Swissmedic (dem Bundesinstitut für Arzneimittelüberwachung), der in das Gremium berufen wurde. «Seine Ernennung – schreibt das EOC – bedeutet eine Stärkung des Istituto di Scienze Farmacologiche und des Kantons in diesem Bereich, dessen Bedeutung in der nächsten Zeit zunehmen wird». Das Istituto di Scienze Farmacologiche leitet das regionale Zentrum für Arzneimittelüberwachung, das mit weiteren fünf Zentren in den Universitätskrankenhäusern jenseits der Alpen in das Schweizer Überwachungsnetzwerk der Arzneimittelsicherheit eingebunden ist. Alle werden den Verlauf der Coronaimpfungen überwachen, auch in Verbindung mit dem zuständigen Zentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Sitz in Uppsala, Schweden. 

Abgesehen von der Impfung befasst sich Ceschi mit Covid-19 auch als Leiter der Clinical Trial Unit (klinische Studieneinheit) des EOC, die zahlreiche Forschungslinien auf den Weg gebracht hat, auch in Kooperation mit dem Istituto di Ricerca in Biomedicina (Forschungsinstitut für Biomedizin, IRB), der Firma Humabs in Bellinzona, und weiteren Unternehmen im Tessin. Der Pharmakologe erläutert: «Die Clinical Trial Unit hat ein Projekt für die kollaborative Früherkennung mit serologischen Tests koordiniert, um die erfolgte Exposition mit dem SARS-CoV-2 Virus (das für die Erkrankung an Covid-19 verantwortlich ist, Anm. d. Red.) nachzuweisen. Es gab eine erste Testreihe (auf freiwilliger Basis) mit 4.700 Mitarbeitern des Tessiner Gesundheitswesens in den ersten Wochen der Pandemie, im späten Frühjahr eine zweite. Nun haben wir vor kurzem die dritte Entnahmereihe abgeschlossen, um sechs Monate nach der ersten den Verlauf der Antikörper und der Immunantwort der Zellen der Personen zu kontrollieren, die positiv getestet waren. Vergleichbare, wenn auch kleinere Projekte – fährt Ceschi fort – finden in einigen Seniorenheimen statt. Manche dieser Studien könnten Auswirkung auf die Verwendung der Impfstoffe haben».

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Auch wenn Covid einen Grossteil der Zeit und Ressourcen beansprucht, führt das Istituto di Scienze Farmacologiche della Svizzera italiana seine normale Arbeit, der es bis letztes Jahr nachging, an verschiedenen Fronten fort. «Wir können unser Aktionsfeld in zwei grosse Bereiche gliedern – erklärt Ceschi. – Zum einen befassen wir uns mit der Steuerung und Überprüfung der Arznei- und Heilmittelversorgung der Krankenhäuser und überwachen einerseits, dass es keine Engpässe gibt, anderseits, dass keine pharmakologischen Schwierigkeiten und keine unerwarteten Toxizitäten auftreten». Die Bedeutung eines gewissenhaften Arzneimittelmanagements in einem komplexen Gesundheitswesen ist in den ersten Monaten der Covid-19-Pandemie auf dramatische Weise deutlich geworden, als einige Staaten in Europa und anderen Teilen der Welt mit dem Mangel an manchen lebenswichtigen Arzneimitteln konfrontiert waren. Ceschi nennt ein Beispiel: «Verschiedene gängig gebrauchte Wirkstoffe werden in China hergestellt. Als das Land die Region Wuhan, in der viele Pharmahersteller ansässig sind, abriegelte, haben wir dafür gesorgt, dass die Vorräte stets auf einem optimalen Niveau gehalten wurden. Während der Akutphase der ersten Pandemiewelle haben manche Schweizer Betriebe ausserdem ihre Produktionsketten umgestellt, um der Notlage in den Krankenhäusern Abhilfe zu schaffen. Durch diesen diversifizierten Ansatz, der auch zu einer Überarbeitung einiger therapeutischer Protokolle geführt hat, kam es hier im Tessin zu keinen kritischen Situationen für die Patienten, eben weil wir rechtzeitig vorgesorgt hatten». 

Darüber hinaus übt das Institut noch eine weitere Rolle aus. «Das zweite Aktionsfeld – so Ceschi weiter, der auch Titularprofessor an der Università della Svizzera italiana ist – bezieht sich auf die rein klinische Pharmakologie und Toxikologie, das heisst die tägliche Unterstützung derer, die entscheiden müssen, welche Arzneimittel verabreicht werden sollen, oder die mit einer akuten Toxizität konfrontiert sind. Wir arbeiten beispielsweise mit den Ärzten zusammen, um herauszufinden, ob ein bestimmter Patient, basierend auf seinem genetischen Profil, von einer bestimmten Behandlung profitiert oder nicht, ob es eine andere, besser geeignete gibt, oder andersherum betrachtet, ob ein Medikament für Patienten mit gewissen Eigenschaften vorhersehbar gefährlich oder wirkungslos ist. 

Die beiden Bereiche, so Ceschi weiter, sind nicht getrennt sondern arbeiten zusammen mit einem kontinuierlichen Austausch der Kompetenzen, um Synergien zu schaffen, die nach den Erkenntnissen der neuesten Studien das beste Ergebnis liefern. Stets mit einem Ziel: Die grösstmögliche Reduzierung der Toxizität und die Steigerung der Wirksamkeit, ohne jedoch auch die wirtschaftlichen Aspekte der pharmakologischen Therapien ausser Acht zu lassen.


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