So übersetzen Sie Wissenschaft

Fünf Nobelpreisträger schreiben
für Kinder, werden jedoch
auch von ihnen „revidiert“...

Montag, 17. Januar 2022 ca. 6 Minuten lesen In lingua italiana

von Keri Gonzato

Fünf Nobelpreisträger darum zu bitten, wissenschaftliche Artikel für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren zu schreiben, aber auch einer grossen Menge an Jugendlichen vorzuschlagen, diese Texte „zu revidieren“, um sie für die jüngeren Köpfe tatsächlich verständlich und angenehm zu machen: Die - auf ihre Art einzigartige - Idee kam den Kuratoren der wissenschaftlichen Online-Zeitschrift Frontiers for Young Minds, die so eine “Nobel Collection” ins Leben gerufen haben, die kostenlos zur Verfügung steht. «Die Kollektion - schreibt die Plattform Frontiers (auf der das Projekt untergebracht ist) - wird junge Köpfe mit einigen der angesehensten Wissenschaftler von heute verbinden, durch ansprechendes Lehrmaterial, das einige der innovativsten Forschungen der letzten zwanzig Jahre behandelt».

Frontiers ist eine „open“, d. h. offene und kostenlose Plattform, die neben Frontiers for Young Minds und der Nobel Collection eine sehr grosse Anzahl an wissenschaftlichen Artikeln, sowie Links zu Dutzenden von anderen Online-Zeitschriften enthält, die alle open und auf verschiedene Forschungsbereiche spezialisiert sind. Frontiers entstand 2007 aus einer Idee zweier Neurowissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, Henry und Kamila Markram und hat sich schnell entwickelt und Ergebnisse von grösster Bedeutung erzielt: Im Jahr 2021 ganze 1,4 Milliarden Aufrufe und Downloads von Artikeln, laut Angaben der Website Frontiers selbst.

Insbesondere die Zeitschrift Frontiers for Young Minds widmet sich Artikeln, die „von Kindern für Kinder herausgegeben werden“. Junge Neugierige werden dazu aufgefordert, nicht nur zu lesen, sondern auch - wie bereits erwähnt - aktive Protagonisten zu sein und sich als Revisoren der von den Nobelpreisträgern selbst (und auch von anderen Autoren) verfassten Artikel anzubieten. Die Kollektion ist dazu bestimmt, mit der Zeit zu wachsen und kann kostenlos gelesen, heruntergeladen und geteilt werden. Die ersten verfügbaren Texte sind in Englisch, aber in der Zukunft werden sie in weitere Sprachen übersetzt, um von jungen Menschen aus der ganzen Welt geschätzt werden zu können. Auf jeden Fall erhält die Erfahrung seit den ersten veröffentlichten Artikeln ein ausgezeichnetes Feedback und hat bereits viele Anerkennungen entgegengenommen, für ihr Revisionsverfahren, die einfache Navigation auf der Website, die informative visuelle Unterstützung, darunter Zeichentrickfilme, und die für Kinder verständliche Schreibweise. Die Anerkennungen kommen jedoch von denselben jungen Lesern. «Ich interessiere mich sehr für Wissenschaft - hat ein 13-jähriger Schweizer „Revisor“ geschrieben - und es ist faszinierend, Artikel von echten Wissenschaftlern zu rezensieren, die so viel über ihre Spezialgebiete wissen! Viele der Artikel erklären Kindern gefährliche Krankheiten und ich glaube, dass diese Informationen sehr wichtig sind!»

Was haben Nobelpreisträger und Kinder gemeinsam? Die Neugier! Ohne intensive Neugier würde die wissenschaftliche Forschung nicht voran gehen oder, wie Albert Einstein sagte, der Fallschirm des Geistes würde sich nicht öffnen... May-Britt Moser, Nobelpreisträgerin für Medizin im Jahr 2014 und Autorin eines der Artikel der Kollektion, bestätigt: «Ich fühle mich geehrt, einen Beitrag zur Zeitschrift Frontiers for Young Minds zu leisten. Kinder sind von Natur aus neugierig, mit einer Leidenschaft für Fragen und einem besonderen Leuchten in den Augen. Als Wissenschaftler habe ich das Privileg, Fragen stellen zu können, die ich für wichtig halte. Ich hoffe, dass die in diesem Projekt enthaltenen Artikel dazu beitragen können, die Leidenschaft und Neugier der Kinder für die Wissenschaft zu hegen und zu fördern: Was wäre das für ein Geschenk für die Menschheit!».

Neben der Nobel Collection reichen die von Frontiers for Young Minds veröffentlichten Themen von Astronomie und Weltraumwissenschaft bis hin zu Biodiversität, Neurowissenschaften, Umweltverschmutzungsprävention, psychische Gesundheit und noch mehr. Obwohl die Artikel für ein jüngeres Publikum geschrieben und bearbeitet wurden, beziehen sie sich auf solide Forschungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. 

DIE NOBELPREISE - Im Jahr 1901, also vor etwas mehr als 120 Jahren, wurde der erste Nobelpreis verliehen. Alfred Nobel schuf diese Auszeichnung, um den „Schaden“ seiner bedeutendsten Erfindung - dem Dynamit - „zu beheben“, mit dem Wunsch die positivsten menschlichen Impulse für eine fortschrittliche und gerechte soziale Entwicklung zu belohnen. Mit der Erkenntnis der möglichen Folgen seiner Erfindung, wurde er vom Schöpfer von Sprengstoffen (die später bekanntlich auch zur Herstellung von Bomben und immer mächtigeren Waffen verwendet wurden) zu einem Philanthrop, der sich der wissenschaftlichen, ethischen und moralischen Entwicklung der Gesellschaft widmete und einen Grossteil der Gewinne aus seinen Patenten im Zusammenhang mit dem Dynamit dazu verwendete. Die Idee, die Entdeckungen berühmter Wissenschaftler in Material zu verwandeln, das auch den Jüngsten zugänglich ist, den Hütern der Zukunft, hätte ihm sicher gefallen. Die Initiative Nobel Collection, erklären die Organisatoren, möchte bei den Jugendlichen die richtige „Lunte zünden“, um sie dazu zu bringen, neue Türen zu öffnen und die Rolle der Wissenschaft bei der Suche nach Lösungen für die grossen Veränderungen zu verstehen, denen sich die Menschheit stellen muss. Das Projekt Nobel Collection ergänzt das bereits vor Jahren von Frontiers erklärte Engagement für die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen, indem es ein neues Instrument für eine qualitativ hochwertige Bildung bietet (Ziel 4).

DIE ARTIKEL DER „COLLECTION“ - Und das sind die ersten 5 Artikel der The Nobel Collection — Frontiers for Young Minds:

How do we find our way? Grid cells in the brain, geschrieben von May-Britt Moser, Nobelpreis für Medizin im Jahr 2014;

Computer Simulations in Service of Biology, geschrieben von Michael Levitt, Nobelpreis für Chemie im Jahr 2013;

Quasi-Crystal, Not Quasi-Scientist, geschrieben von Dan Shechtman, Nobelpreis für Chemie im Jahr 2011;

The Transcription of Life: from DNA to RNA, geschrieben von Roger D. Kornberg, Nobelpreis für Chemie im Jahr 2006;

Targeted Degradation of Proteins - the Ubiquitin System, geschrieben von Aaron Ciechanover, Nobelpreis für Chemie im Jahr 2004.
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(Auf dem Foto oben das „Deckblatt“ der Nobel Collection - © Frontiers Media)