Jahrestage

Fakultät für Informatik, 20 Jahre:ein “Trainingszentrum” des Studiums und der Forschung für grosse internationale Namen

Sonntag, 10. November 2024 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana
Der „Schwarze Palast“ auf dem Westcampus von Lugano, in dem die Fakultät für Informatik bei ihrer Gründung untergebracht war (Foto von Chiara Micci / Garbani)
Der „Schwarze Palast“ auf dem Westcampus von Lugano, in dem die Fakultät für Informatik bei ihrer Gründung untergebracht war (Foto von Chiara Micci / Garbani)

Mit Dekan Marc Langheinrich blicken wir auf ein erfolgreiches Abenteuer zurück, das 2004 an der USI begann. Zur Feier des Jubiläums versammelten sich die sechs Gründer im Auditorium des Westcampus in Lugano
von Simone Pengue

Alles Gute zum Geburtstag! Die Fakultät für Informatik der Università della Svizzera italiana (USI) feiert ihr zwanzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass trafen sich am Donnerstag, 24. Oktober, die sechs Gründungsprofessoren der Fakultät im Auditorium des Westcampus in Lugano: Mehdi Jazayeri, erster Dekan, Alex Wolf, Amy Murphy, Antonio Carzaniga, Michele Lanza und Fernando Pedone. Nach der Podiumsdiskussion und dem Rückblick auf diese zwei Jahrzehnte wurde ein Computerwettbewerb namens “Hackathon” für die Masterstudenten gestartet. Weitere Veranstaltungen zur Feier der ersten zwanzig Jahre sind in den kommenden Monaten geplant, bis zum Samstag, 10. Mai 2025, anlässlich des UniVerso, einem Tag der offenen Tür an der USI.

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Die Informatik gehört nicht zu den “ältesten” Fakultäten an einer immerhin noch jungen Universität wie der USI: Sie kam erst nach acht Jahren zu den Fachbereichen Wirtschaft, Kommunikation und zur Akademie für Architektur hinzu. «Heute ist sie zwar eine der grössten IT-Fakultäten der kantonalen Hochschulen der Schweiz, was die Zahl der Forschenden und Studierenden angeht, aber damals war die Entscheidung keineswegs selbstverständlich», sagt Dekan Marc Langheinrich, der damals noch Doktorand an der ETH Zürich war. «Damals wurde viel über die Eirichtung einer medizinischen Fakultät gesprochen, die schliesslich auch kam, allerdings erst 2014. Ich glaube, dass sich die 2004 getroffene Wahl des damaligen Präsidenten Marco Baggiolini (heute Rektor, Anm. d. Red.), der sich auf die Informationstechnologie konzentrierte, ausgezahlt hat. Mit fast 30 Assistenz-, ausserordentlichen und ordentlichen Professoren», so Langheinrich weiter, «sind wir nach den Eidgenössischen Technischen Hochschulen zu einer der zahlenmässig grössten und erfolgreichsten Informatik-Fakultäten der Schweiz geworden. In mehreren strategischen Bereichen wie dem Software-Engineering gehören wir zu den 25 besten Fakultäten weltweit (Top 3 in Europa), während wir in allen unseren Forschungsbereichen wahrscheinlich zu den 20 besten in Europa gehören»

Ein Ergebnis, das durch lineares Wachstum entsteht, ohne überraschende und plötzliche Wendungen, sondern stetig durch wohlüberlegte Entscheidungen aufgebaut wird. In den letzten Jahren sind die Flure der Fakultät, die sich seit 2021 auf dem Ostcampus von Viganello befindet, von hochkarätigen Namen durchquert worden, die ihre Karriere hier begonnen haben, wie Shane Legg, der Gründer von DeepMind, Michael Bronstein und Robert Soulé, die heute Professoren an den Universitäten Oxford bzw. Yale sind. Andere prominente Wissenschaftler haben einen Grossteil ihrer brillanten Karriere an der Fakultät für Informatik der USI verbracht, wie Jürgen Schmidhuber, einer der Väter des „Deep Learning“, einer grundlegenden Technologie im Bereich der künstlichen Intelligenz, und Michele Parrinello, der in diesem Jahr dank seiner Studien über Simulationen von Wechselwirkungen zwischen Atomen als einer der möglichen Kandidaten für den Nobelpreis für Chemie genannt wurde.
«Von Anfang an», so Dekan Langheinrich weiter, «entschied man sich für eine englischsprachige Fakultät, was sich als erfolgreiche Strategie herausstellte (weil es leichter war, Studenten und Professoren aus der ganzen Welt anzuziehen, Anm. d. Red.)». Derzeit ist die Fakultät in mehrere spezialisierte Institute gegliedert, die Forschungsgruppen mit ähnlichen Interessen zusammenführen. «Unser erstes Institut war das 2008 gegründete Institut für Computerwissenschaften, das später in das Euler-Institut und das Institut für Datenverarbeitung aufgeteilt wurde», erklärt Langheinrich. «Dadurch entstanden zwei Einheiten im Bereich der Computerwissenschaften, die jeweils einen bestimmten Schwerpunkt haben, um eine stärkere Spezialisierung zu fördern. Das erste, das Euler-Institut, konzentriert sich auf die Entwicklung und Durchführung von Simulationen und Berechnungen zur Lösung wissenschaftlicher Probleme in Bereichen wie Physik, Biologie und Medizin. Das zweite, das Computing Institute, arbeitet auf einer abstrakteren Ebene und konzentriert sich in erster Linie auf die Entwicklung neuer rechnergestützter und datenwissenschaftlicher Methoden, die andere Forscher nutzen können».  

Im Laufe der Jahre hat die Fakultät auch das Institut für Informationssysteme und das Software-Institut aufgebaut und gemeinsam mit der SUPSI das Dalle-Molle-Institut für Studien zur künstlichen Intelligenz (IDSIA) betrieben. Auf der anderen Seite wurden aber auch einige wichtige Gelegenheiten verpasst, noch besser zu werden: «Wir haben hier im Tessin eine sehr grosse Tradition in der künstlichen Intelligenz (KI)», sagt Langheinrich. «Tatsächlich gab es das IDSIA bereits vor unserer Fakultätsgründung, und es war der mit Abstand bedeutendste Standort für KI-Forschung in der ganzen Schweiz. Leider konnten wir diese Vormachtstellung nicht halten und liegen heute etwas hinter den beiden grossen Eidgenössischen Technischen Hochschulen zurück, die in den letzten fünf bis zehn Jahren stark in künstliche Intelligenz investiert haben».

Neben der Forschung ist auch die Lehre eine Quelle des Stolzes für den Dekan. «Ein wichtiger Moment», sagt Langheinrich, «war der Abschluss unseres ersten Bachelorjahrgangs 2007 und unseres ersten Masterjahrgangs 2009». Professor Jazayeri, der die Fakultät für Informatik als ihr erster Dekan geprägt hat, wurde für das von ihm in Lugano eingeführte innovative Lehrprogramm, das auf dem Konzept des projektbasierten Lernens beruht, mehrfach ausgezeichnet. Um mit der Zeit zu gehen, wurde dieses Jahr der neue Bachelorstudiengang Data Science (Datenwissenschaft) lanciert und «in zwei bis drei Jahren», so Langheinrich, «wird der neue Masterstudiengang Cyber Security verfügbar sein».