kultur und gesundheit

Die Kunst? Sie muss raus aus den Museen und auch hinein in die Krankenhäuser

Mittwoch, 11. März 2020 ca. 4 Minuten lesen In lingua italiana

Los geht es mit dem Projekt Cultura e Salute (dt. Kultur und Gesundheit) der Stadt Lugano und der Stiftung IBSA. Drei Aktionsbereiche: Initiativen in medizinischen Einrichtungen, hochkarätige wissenschaftliche Foren und eine neue Webseite
von Paolo Rossi Castelli

Kultur tut der Gesundheit gut: Das ist kein Slogan, sondern das Ergebnis zahlreicher wissenschaftlicher Studien, die auf internationaler Ebene durchgeführt wurden (auch von der Weltgesundheitsorganisation, die ganze 900 Untersuchungen zu diesem Thema unter die Lupe genommen hat). Die Berührung mit dem Schönen, der Musik, der Kunst hilft den Menschen, sich psychisch, aber auch physisch (mit gut messbaren Parametern) besser zu fühlen. Aber trotz all dieser Belege ist der therapeutische Effekt der Kultur, wenn wir ihn so nennen möchten, noch nicht gut in die tägliche Praxis implementiert.

Um eben diese Themen anzugehen und wieder anzusprechen, haben die Stadt Lugano und die Stiftung IBSA beschlossen, ein dreijähriges Projekt namens «Cultura e Salute» (Kultur und Gesundheit) ins Leben zu rufen, das Dienstag, den 10. März während einer Pressekonferenz in der Villa Ciani präsentiert wurde. «Es ist unsere Ambition, Lugano mit der Zeit zu einem schweizerischen und europäischen Kompetenzzentrum in diesem Bereich zu machen – so Luigi Di Corato, Leiter des Kulturamts der Stadt. – Wir möchten die Kunst und Kultur aus den klassischen Stätten (die nur für Begeisterte und Fachleute gedacht sind) hinauszubringen, hinein in den Alltag und zu allen Orten, an denen Menschen behandelt und gepflegt werden: Ich denke da beispielsweise an Krankenhäuser oder Seniorenheime. Nach zwanzig Jahren Forschung ist es mittlerweile klar, dass der „Kulturkonsum“ das Wohlbefinden der Menschen sowie die Lebenserwartung deutlich steigert. All das möchten wir auf strukturierte Weise in die kulturelle Planung aufnehmen.»

Das neue Projekt entwickelt sich in drei Richtungen: Die Austragung jährlicher Foren über das Verhältnis Kultur-Gesundheit; eine Webseite (culturaesalute.ch) zu diesen Themen, auch auf Deutsch und Französisch; und dann Projekte, um kulturelle Aktivitäten zu Menschen in Schwierigkeiten zu bringen. Das erste Forum («Cultura e salute, alleanza per un futuro sostenibile») wird am LAC Lugano am 2. und 3. Oktober organisiert. Die Protagonistin wird Professorin Daisy Fancourt vom University College London sein, die Verfasserin des oben bereits erwähnten, umfassenden Berichts der WHO. Es werden aber auch zahlreiche andere internationale Experten auf dem Kongress vertreten sein. Viele Themen stehen auf der Tagesordnung: Auch die Art und Weise, wie man die Bedingungen für Ärzte, Pfleger und Patienten (vor allem Kinder) durch Kunst effizient verbessern kann.

Das Foto vergrössern Das Foto vergrössern Luigi Di Corato, Leiter des Kulturamts der Stadt Lugano
Foto di LAC Lugano Arte e Cultura Das Foto vergrössern

Was hingegen die Projekte anbelangt, die in die Stadt «hinein» gebracht werden sollen, wurde ein Spezialfonds eingerichtet, der derzeit über 50.000 Franken verfügt. «Das ist erst der Anfangsbetrag – hat Di Corato erklärt – aber wir hoffen, dass andere Behörden, Unternehmen oder private Sponsoren dazu beitragen, dass dieses Budget schnell wächst. Wir möchten gemeinsam mit ihnen rund zehn Projekte pro Jahr verwirklichen, die von einem eigenen Gremium ausgesucht werden. Jede Initiative wird einen Partner aus der Welt der Gesundheit sowie einen künstlerischen Partner haben. Zum Schluss werten wir die Ergebnisse aus.»

Das Projekt Cultura e Salute kann auch auf ein namhaftes wissenschaftliches Gremium und die Zusammenarbeit mit der Università della Svizzera italiana zählen. «Die wissenschaftliche Evidenz, dass die Künste zum Wohlbefinden der Menschen und Patienten beitragen, bildet die Basis unserer meisten Aktivitäten – so Silvia Misiti, Leiterin der IBSA Foundation – Das Projekt Cultura e Salute wird uns die Chance geben, die zu diesen Themen besonders aussagekräftige Forschung auszubauen. Ein weiterer Baustein, der uns stolz macht: Das Abkommen mit der Stadt Lugano gesellt sich zu der bereits bestehenden Zusammenarbeit mit dem MASI, mit dem uns seit 2018 eine wissenschaftliche Partnerschaft verbindet, der USI und dem Ideatorio.»

Die Initiativen, die in den kommenden drei Jahren organisiert werden, möchten in keiner Weise die Aktivitäten in den medizinischen Einrichtungen ersetzen, sondern können diese auf gewinnbringende Weise ergänzen: zum Beispiel Parkinson und Tanz, Alzheimer und visuelle Künste. Erfahrungen und Emotionen, die häufig unerwartete Reaktionen hervorrufen. Das LAC ist mit der Initiative «Scintille», die sich an ältere Leute mit kognitivem Abbau richtet, bereits seit langem in diesem Bereich tätig.

«Es scheint quasi paradox, gerade zur Zeit der grossen Gesundheitskrise, die wir wegen des Coronavirus gerade durchleben, ein Projekt mit dem Titel Cultura e Salute zu präsentieren – ergänzt Roberto Badaracco, Departementsvorsteher Kultur der Stadt Lugano. – In Wirklichkeit aber untermalt unsere Initiative die Bedeutung der Gesundheit in unserer Gesellschaft und geht sogar noch weiter: Wir sind nämlich davon überzeugt, dass die Künste nicht nur ein wertvolles Element zur Verbesserung der Lebensqualität sein können, sondern auch ein wichtiger Faktor für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung unserer Gemeinschaft.»

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