kultur und gesundheit

Kunst ist gut für die Gesundheit – von Lugano bis Boston: Ideen für einen erfolgreichen „Mix“

Donnerstag, 13. Juli 2023 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana
Professor Kasisomayajula „Vish“ Viswanath, Leiter des Lee Kum Sheung Centre for Health and Happiness an der Harvard T.H. Chan School of Public Health (Foto: Babble Films)
Professor Kasisomayajula „Vish“ Viswanath, Leiter des Lee Kum Sheung Centre for Health and Happiness an der Harvard T.H. Chan School of Public Health (Foto: Babble Films)

von Valeria Camia

In den letzten Jahren haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass Kunst wichtig ist und einen grossen Einfluss auf die Gesundheit haben kann: Doch wie lassen sich diese Erkenntnisse in die Praxis umsetzen? Um diese Frage ging es am 1. Juni in Boston, in den Vereinigten Staaten, bei der Tagung zum Thema Arts as Medicine: Where Do We Go From Here? (Kunst als Medizin: Wie soll es weitergehen?). Es handelte sich um eine öffentliche Veranstaltung, die von der IBSA Foundation für wissenschaftliche Forschung von Lugano initiiert und mit Unterstützung von Swissnex organisiert wurde. Swissnex ist ein globales Schweizer Netzwerk, das auf Initiative des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) gegründet wurde, um den Austausch von Wissen, Ideen und Talenten zwischen den Partnern zu fördern. Ebenfalls an dem Projekt beteiligt waren das Lee Kum Sheung Center for Health and Happiness an der Harvard T.H. Chan School of Public Health und die East Boston Social Centers.

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Die Veranstaltung verfolgte zwei Ziele: eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation vorzunehmen und Zukunftsszenarien zu entwerfen, die Kunst, humanistische Kultur und Medizin vereinen. «In Boston präsentierten wir Erkenntnisse und Projekte, die beweisen, dass sowohl die aktive als auch die passive Teilnahme an verschiedenen künstlerisch-kulturellen Aktivitäten zur Prävention und Behandlung von Krankheiten beitragen kann», erklärt Silvia Misiti, Direktorin der IBSA Foundation. «Gleichzeitig gab es die Möglichkeit, in „informellem“ Rahmen über zukünftige Forschungsrichtungen und mögliche Kooperationen zu diskutieren».

Zu den vorgestellten Best Practices bzw. wichtigen Beispielen für künstlerische Erfahrungen im medizinischen Kontext, zählte auch das Projekt Cultura e Salute (dt. „Kultur und Gesundheit“). Es wurde von der Stadt Lugano und der IBSA Foundation organisiert, die seit mehreren Jahren gemeinsam Initiativen und Synergien zwischen der Kultur- und der Gesundheitswelt fördern. Auf der Tagung in Boston bezeichnete der Leiter des Kulturamts der Stadt Lugano Luigi Di Corato die Tessiner Stadt «als einen Ort, der nicht nur eine sehr lebendige und aktive unabhängige Kulturszene vorweisen kann, sondern auch bestrebt ist, eine Vision zu verwirklichen, die das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt und die gesellschaftliche Bedeutung der Kultur berücksichtigt, um so Inklusion und Vielfalt zu fördern».

«Es erfüllt uns mit Stolz, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erzählen und präsentieren zu können, wie viel „Grossartiges“ im Tessin geleistet wird», bestätigt Silvia Misiti. Die Direktorin der IBSA Foundation betont ausserdem einen weiteren wichtigen Aspekt der zusammen mit Swissnex organisierten Veranstaltung: die Möglichkeit, sich mit Fachleuten aus den Bereichen Medizin und Kultur im Ausland zu vernetzen, um gemeinsam an neuen und innovativen Studien zu arbeiten. In Boston wurde beispielsweise ein Projekt vorgestellt, das in einem im Tessin noch nicht sehr weit entwickelten Forschungsbereich angesiedelt ist: Es wird von Krina Patel, der Leiterin von Community Joy, East Boston Social Centres, koordiniert und befasst sich mit den positiven Auswirkungen kultureller Aktivitäten auf die Gesundheit in benachteiligten Kontexten. Dieses Projekt beweist, «dass Kultur nicht nur für die individuelle Gesundheit, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt ein wichtiger Verbündeter ist», fährt Silvia Misiti fort.

Auch Professor Kasisomayajula „Vish“ Viswanath, einer der Referenten der Veranstaltung in Boston und Leiter des Lee Kum Sheung Center for Health and Happiness, äusserte sich zur Bedeutung des in gemeinschaftlichen Kontexten geförderten sozialen Wohlbefindens: «Kunst und Schauspiel – erklärte er gegenüber Ticino Scienza – sind eine Möglichkeit, die Mitglieder einer Gemeinschaft zusammenzubringen, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts zu schaffen und somit nicht nur das individuelle Wohlbefinden zu fördern. Die COVID-19-Pandemie hat es uns gezeigt, und auch die aktuelle globale Krise macht es deutlich: Es ist dringender denn je, näher zu erforschen, wie die Mitglieder einer Gemeinschaft interagieren und wie die Entwicklung sozialer Beziehungen und Bindungen die Einsamkeit reduzieren kann, um dieses Wissen dann auch politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen».

Wer weiss, vielleicht hat man für die Tagung zum Thema „Arts as Medicine: Where Do We Go From Here?“ auch aufgrund dieser zentralen Rolle der zwischenmenschlichen Beziehungen ein „Präsenz“-Format gewählt, das in gewisser Hinsicht ungewöhnlich war und keine Videoaufzeichnung der Veranstaltung vorsah. Kurz gesagt, es handelte sich nicht um eine klassische Tagung – die Zahl der Teilnehmenden wurde bewusst gering gehalten (am Sitz von Swissnex, nur wenige Meter von der Harvard University entfernt, versammelten sich rund 100 Menschen, darunter neben Experten und hochrangigen Vertretern der akademischen Welt auch Stakeholder und Interessierte, da die Veranstaltung für alle offen war, wenn auch mit begrenzten Plätzen). Die Tagung war Teil einer von Swissnex organisierten Reihe von „Gesprächen“, deren Ziel es ist, diejenigen zusammenzubringen, die für die Verknüpfung von Kunst, Bildung, Forschung und Technologie sind. Es handelt sich um ein durchaus dynamisches Format, was ein weiterer Grund ist, «es an anderen Orten zu wiederholen», so Silvia Misiti abschliessend.