DIE MEINUNG

Unsere Mission? Die magnetische Aktivität der Sonne besser zu verstehen

Svetlana Berdyugina
Sonntag, 7. August 2022 ca. 3 Minuten lesen In lingua italiana

von Svetlana Berdyugina
wissenschaftliche Leiterin des Istituto Ricerche Solari Aldo und Cele Daccò

Das Magnetfeld der Erde schützt uns vor Sonnenwind und Weltraumwetter, aber nicht immer bietet es vollständigen Schutz. In der Tat kann es passieren, dass Sonnenpartikel durch die erste Verteidigungslinie des Planeten schlüpfen und dies zu geomagnetischen Stürmen führt, die nicht nur wunderschöne Polarlichter erzeugen, sondern auch Stromnetze und Satelliten stören können. In der Sonnenphysik haben wir die Aufgabe, die magnetische Aktivität der Sonne zu verstehen, die diese geomagnetischen Stürme verursacht.
Es ist mit daher eine Ehre der Nachfolger von Dr. Michele Bianda sein zu dürfen, der das Institut für Sonnenforschung „Aldo e Cele Daccò“ (IRSOL - Istituto Ricerche Solari) in Locarno geleitet und dabei dem Verständnis „unseres Sterns“ und dem Tiefenstudium des Magnetismus der Sonne besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat. Ich habe mit Bianda zusammengearbeitet, als ich noch Professor an der ETH in Zürich und an der Universität Freiburg in Deutschland war, damit sich IRSOL dank seiner Kompetenzen und bahnbrechenden Technologien auf internationaler Ebene positionieren und auszeichnen konnte. Ich habe immer daran geglaubt, dass Entdeckungen und wissenschaftliche Fortschritte nicht von allein kommen. Aus diesem Grund arbeite ich auch heute noch in meiner Position als Leiter des IRSOL daran, dem Institut eine starke Zukunft in Kooperationen zu garantieren. Ausgehen von der Aufmerksamkeit, sich um die bestehenden Verbindungen auf dem Gebiet zu kümmern, die zu USI und SUPSI.
Mit letzterer und insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Departement für innovative Technologien arbeiten wir an neuen und fortschrittlichen digitalen Sensoren. Darüber hinaus zielt mein Engagement mit der USI, immer in Anlehnung an meinen Vorgänger, darauf ab, die Zusammenarbeit mit der Universität fortzusetzen und weiter zu vertiefen: Insbesondere mit der Fakultät für Informatik, der wir angegliedert sind. Wir verfolgen Projekte zur Anwendung von Methoden der angewandten Mathematik zur Verbesserung unserer theoretischen Modelle. Auch im Bereich der künstlichen Intelligenz gibt es Raum, um beispielsweise numerische Simulationen durchzuführen und neue Datenerfassungs- und Analysewerkzeuge zu entwickeln. Diese können in Bezug auf Präzision und Entscheidungsfindung optimiert werden.
Darüber hinaus beabsichtige ich, Zusammenarbeiten mit Kollegen zu entwickeln, die sich in der Schweiz mit Sonnen- und Astrophysik beschäftigen. Ich glaube, dass die Sonnenphysik immer mehr mit anderen Zweigen der Astrophysik verbunden werden sollte, um zum Beispiel kosmische Magnetfelder zu untersuchen, die Möglichkeit, neue Planeten zu entdecken und etwas über ihre Entstehung zu lernen. Die Magnetfelder erhalten derzeit zunehmend Aufmerksamkeit in der Astrophysik und wir wollen unser Wissen über Sonnenmagnetismus durch Spektropolarimetrie an unsere Kollegen weitergeben. Eine weitere wichtige Verbindung besteht mit der Geowissenschaft. Die Sonne zu kennen hilft dabei, die Auswirkungen des Sonnenwinds und die Ausstrahlungen auf unser tägliches Leben und das Klima der Erde zu verstehen.
Abschliessend möchte ich die Bedeutung unserer Verbindung zur Gemeinschaft für Sonnenphysik in Europa betonen: Wir sind Teil eines Konsortiums, das an einem neuen, vier Meter langen Teleskop (European Solar Telescope - EST) arbeitet, das das grösste in Europa sein wird. Wir engagieren uns dafür, dass die Schweiz ihre internationalen Zusammenarbeiten im Bereich der Sonnenphysik mit Forschungsinstituten aus der EU und darüber hinaus beibehält.