Die Meinung

Fünf Stipendien der IBSA-Stiftung für hochkarätige Forscher

Andrea Alimonti
Mittwoch, 14. April 2021 ca. 4 Minuten lesen In lingua italiana

von Andrea Alimonti
Ordentlicher Professor für Onkologie an der USI

Hundertzweiundsechzig Bewerbungen auf 5 Stipendien der IBSA-Stiftung: Nie zuvor haben so viele junge Forscher auf die Ausschreibung (bzw. den «Call», wie man heute sagt) der Stiftung geantwortet – eine wichtige Initiative, die sich seit 2013 etabliert hat. Jedes Stipendium ist mit einem Scheck über 30.000 Euro dotiert für Studien, die drei wesentliche Voraussetzungen erfüllen: die hohe Qualität des Vorschlags; die potentielle Auswirkung auf die Patienten; die Durchführbarkeit in kurzer Zeit (durchschnittlich ein Jahr). Des Weiteren wird bei der Beurteilung auch die «Mobilität» berücksichtigt, also die Bereitschaft der Bewerber, auch an von ihrem Wohnort sehr weit entfernte Standorte zu gehen.

Ich war Teil der Jury zur Untersuchung der 162 eingereichten Vorschläge, gemeinsam mit Prof. Antonio Musarò der Università La Sapienza di Roma, Prof. Domenico Salvatore der Università degli Studi di Napoli Federico II, und Bruno Imthurn, emeritierter Professor der Universität Zürich. Ein komplexer Auftrag angesichts des hohen Niveaus der meisten Arbeiten. Die Gewinner waren schliesslich Akiko Omori, Postdoctoral Fellow am Istituto Veneto di Medicina Molecolare (VIMM) und an der Università degli Studi di Padova; Jan Kroon, des Leiden University Medical Center (Niederlande); Sara Carmela Credendino, Forscherin an der Università degli Studi di Napoli Federico II; Anna Gryadunova, der Universität Basel; Yingying Cong, des University Medical Center Groningen (Niederlande). Sie alle waren in einer der fünf Kategorien tätig, die in der Ausschreibung vorgegeben waren: Endokrinologie, Dermatologie, Fertilität, Rheumatologie und, dieses Jahr als «Special Edition» - auch Coronavirus-Infektionen. Von Covid selbstverständlich abgesehen gehören diese Kategorien zu den Randbereichen, für die es im Vergleich zu beispielsweise onkologischen oder kardiologischen Krankheiten weniger internationale Finanzmittel gibt. Auch aus diesem Grund kommt den Stipendien der IBSA-Stiftung besondere Bedeutung zu.

Ich werde oft gefragt, wie diese jungen Forscher generell sind, welche Eigenschaften, welche Werte sie mitbringen. Zum Grossteil handelt es sich um hochmotivierte, auch visionäre Personen, mit einem häufig unerwarteten Background in Bereichen wie der Musik (ich kenne zum Beispiel mehrere, die in einer Rockband spielen). Es sind stimulierende Personen mit einer überdurchschnittlich künstlerischen Neigung. Ausserdem besitzen sie oft die Fähigkeit, gegen den Strom zu schwimmen. Aber in der Wissenschaft haben wir, angefangen bei hochkarätigen Wissenschaftlern wie Galileo Galilei, eine erlauchte Tradition. 

Forschen ist kein leichter Beruf, denn er setzt ein langes Studium (Abschluss an einer Fakultät der «Biowissenschaften»: Medizin, Biologie, Chemie, Pharmazie) plus ein dreijähriges Doktorat sowie eine längere Tätigkeit nach der Promotion voraus. Etwa im Alter von 40 Jahren kommt dann aber der Engpass: Entweder wird man Laborleiter (und schlägt bisweilen auch vollständig die universitäre Laufbahn ein), oder man verlässt die klassische Forschung, um bei Pharmaunternehmen oder in staatlichen Ämtern zu arbeiten. Ausserdem sind auch die Gehälter nicht besonders hoch (ausser in der Schweiz...). In manchen Ländern, wie z.B. Italien, ist die Vergütung sogar sehr gering, und dennoch fühlen sich höchst begabte junge Leute weiterhin von dieser Arbeit angezogen. Es ist fast immer die Beharrlichkeit, die sich schliesslich auszahlt. «Entweder bringst du Begeisterung mit – sage ich häufig zu meinen Mitarbeitern – oder du lässt es besser bleiben».

Die Coronakrise hat dieses Engagement noch weiter verschärft, wie wir auch anhand der Bewertung der 162 für das Stipendium eingereichten Arbeiten festgestellt haben. Dieses Jahr wirken die Vorschläge viel besser «überdacht», wohl auch im Hinblick auf eine bessere Auswirkung aus klinischer und sozialer Sicht. Auch die jungen Leute, die sich mit der Forschung befassen, fühlten sich irgendwie verpflichtet, «etwas zu tun», um uns allen aus der Krise zu helfen. Umso mehr wächst mein Vertrauen in diese «Visionäre»...