künstliche intelligenz

Wie man in riesige Datenmengen Ordnung bringt (und dabei sehr gut verdient)

Dienstag, 10. August 2021 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana

Erfolg für den Bachelor in Data Science and Artificial Intelligence der SUPSI. Verdoppelung der Einschreibungen für das im September beginnende neue Studienjahr. Im Blickpunkt vor allem Finanzwesen und Pharmazeutik
von Elisa Buson

Sie tragen keinen Schutzhelm Sie haben kein vom Staub geschwärztes Gesicht. Sie graben sich nicht, mit einem Pickel in der Hand, durchs Innere der Erde. Die Bergbauarbeiter des neuen Jahrtausends graben sich mit Mausklicks durch ein sauberes, immaterielles Bergwerk: Das der Daten. Ob es sich um die Daten von Finanzprodukten handelt oder um die Sequenz des menschlichen Genoms, um den Datenverkehr der sozialen Netzwerke oder meteorologischer Messungen, der Satelliten, die den Planeten beobachten oder der Ärzte, welche die Krankenakten der Patienten ausfüllen. Konfus zusammengetragene Berge roher Daten, aus denen man das Gold des Wissens gewinnen kann. Um auf die richtige Fährte zu kommen, braucht man jedoch Gespür und Erfahrung: Und genau das möchten die angehenden «Datengräber» entwickeln, die sich soeben für die zweite Ausgabe des Bachelor in Data Science and Artificial Intelligence der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) eingeschrieben haben. Ein im Tessin einzigartiger Studiengang, der aufgrund des akademischen und industriellen Ökosystems, in das er eingebettet ist, zu einem internationalen Aushängeschild werden möchte.

«Dieses Jahr hat sich die Zahl der eingeschriebenen Studierenden im Vergleich zur ersten Ausgabe im September 2020 praktisch verdoppelt: Wir haben rund vierzig Anmeldungen aus allen Kontinenten - erzählt der Leiter des Studiengangs Professor Francesco Flammini. - Angetrieben werden sie von ihrer Leidenschaft für die neuen Technologien, aber auch vom Interesse für die Arbeit der Datenanalyse, für die es einen riesigen Stellenmarkt mit beträchtlichen Verdienstmöglichkeiten gibt: Die Zeitschrift Harvard Business Review hat diesen zum attraktivsten Beruf des 21. Jahrhunderts gekürt, beim World Economic Forum erscheint er im Ranking der 10 Berufsbilder, die in der Post-Pandemie-Zeit besonders gefragt sein werden». Die Nachfrage seitens der Unternehmen ist derart gewachsen, dass die SUPSI den Start des Studiengangs vorziehen musste: «Es ist uns gelungen, auf die Marktanforderungen dank der Flexibilität, durch die sich unser Institut auszeichnet, prompt zu reagieren» - betont Flammini.

Der dreijährige Studiengang, der vom Departement für innovative Technologien der SUPSI angeboten wird, wurde ins Leben gerufen, um neue Berufsbilder auszubilden, die in der Lage sind, Algorithmen der Datenwissenschaft und künstliche Intelligenz zu implementieren, um grosse Datenmengen von Unternehmen zu verwalten und die für ihr Geschäft wichtigen Informationen herauszufiltern. «Die Unterrichtsmodule wurden flexibel konzipiert, sodass sie basierend auf den Marktanforderungen laufend aktualisiert und ergänzt werden können - erklärt der Leiter. - Derzeit liegt unser Fokus vor allem auf Finanzwesen und Pharmazeutik, zwei im Tessin sehr starke Branchen, aber wir richten unser Augenmerk auch auf andere Bereiche von globalem Interesse wie z.B. soziale Netzwerke, Systeme für autonomes Fahren und Drohnen». Deshalb ist die Kurssprache Englisch, «eine mutige, aber wichtige Entscheidung, um dem Ganzen mehr internationalen Charakter zu verleihen».
Genau das suchen nämlich die jungen Teilnehmer: Vor allem Männer, der weibliche Anteil beläuft sich nur auf rund 30% «und auf einer Linie mit der üblichen Lage an affinen Fakultäten wie Informatik und Ingenieurwesen» - bemerkt Flammini. Zu Beginn starten alle Studenten hochmotiviert, aber angesichts der besonders schwierigen Prüfungen wie Mathematik und Statistik kommen einige ins Straucheln. «Um ihren Bedürfnissen entgegen zu kommen und sie bei der Überwindung von akademischen oder auch persönlichen Schwierigkeiten zu unterstützen, haben wir semestrale Einzelgespräche geplant - fährt der Koordinator fort. - Die allesamt jungen Dozenten, die dieses neue Abenteuer mit Begeisterung angehen, sind stets bereit, zur Unterstützung der Studenten neue Herausforderungen anzunehmen. Zum Grossteil kommen sie vom Dalle-Molle-Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz USI-SUPSI, das seit über dreissig Jahren im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig ist, über grossartige Auszeichnungen verfügt und bedeutende nationale und internationale akademische und wissenschaftliche Kooperationen unterhält». 

Die enge Verbindung zur Forschung ist ein grosser Mehrwert des Bachelor-Studiengangs, ebenso wie die Lehrmethode. «Wir bedienen uns innovativer didaktischer und pädagogischer Tools wie des blended learnings, das auf einem effizienten Mix aus Distanz- und Präsenzunterricht beruht, oder der gamification, bei dem das Lernen spielerisch erfolgt, um sich schwierige Konzepte mit Spass und Freude aneignen zu können - erzählt Flammini. - Auch Hackathons sind fester Bestandteil des Kurses geworden, also Programmier-Challenges, ebenso wie Data Challenges, bei denen die Studenten mit echten Daten arbeiten, denen sie die wichtigen Informationen entnehmen müssen». Interaktiver Unterricht, praktische Übungen und Workshops hatten im ersten Jahr unter den Einschränkungen der Pandemie etwas zu leiden, was allerdings keine Auswirkungen auf die Vorbereitung der Studenten hatte. «Covid hat die Momente der sozialen Aspekte und Zusammenkünfte wie an allen anderen Einrichtungen weltweit stark beeinträchtigt - so Flammini weiter - aber zum Glück ist es uns gelungen, durch den Fernunterricht kleine Wunder zu vollbringen. Die Fragebögen, die wir den Studierenden jeweils am Semesterende zur Bewertung der Dozenten und Kursinhalte ausgeteilt haben, haben uns ein sehr positives Feedback gegeben, in manchen Fällen wurden die Erwartungen an einen neuen, eben erst angelaufenen Studiengang sogar übertroffen».

In der Hoffnung, dass das kommende akademische Jahr ruhiger verläuft, überlegen wir bereits eine Erweiterung und Verbesserung des Bildungsangebots für den Bachelor. «Für die Zukunft haben wir allerhand Pläne - erklärt Flammini. - Wir haben den Anspruch, im Bereich der Datenwissenschaft und der künstlichen Intelligenz zu einem Aushängeschild zu werden, zu einem internationalen Massstab: Aus diesem Grund knüpfen wir gerade neue Kooperationen, die auch Doppel-Abschlüsse (Double Degrees) vorsehen ebenso wie Dozenten- und Studentenaustausch mit anderen Universitäten, darunter die Hochschule Luzern, die Statale in Mailand und die belgische Universität Thomas More».

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