Wissenschaftliche Ausbildung

Restaurierung, Biosensoren, Elektronik: Die Highlights der SUPSI am neuen Campus von Mendrisio

Samstag, 24. April 2021 ca. 5 Minuten lesen In lingua italiana

Einweihung des Gebäudes, in dem das Institut für Umwelt, Bau und Design untergebracht ist. Die Nähe zur Akademie für Architektur wird die Kooperation mit der USI erleichtern. Interview mit dem Direktor Franco Gervasoni
von Paolo Rossi Castelli

Rot wie Terrakotta: Ein antikes, warmes Material, das auf die Sachlichkeit der Dinge verweist. Der Architekt Andrea Bassi, der Planer des Campus der SUPSI in Mendrisio am Bahnhof, in Via Catenazzi 23, hat sich zur Verwendung dieser Farbe entschieden, um die wahre Seele des neuen Gebäudes, in dem das Institut für Umwelt, Bau und Design (DACD) untergebracht ist und das am 23. April offiziell eingeweiht wurde, bereits auf den ersten Blick zu verkünden. Die Terrakotta greift das «Materielle» der Fabrik auf. «Aber dieses Gebäude – wie Bassi erläutert – ist auch als transparenter Ort konzipiert, an dem sich die Ideen frei entfalten und miteinander verweben können (und so ist der Bau innen tatsächlich gestaltet, Anm. d. Red.)». Ein ansprechendes Gebäude, wie auch die Auffahrt zeigt: Weitläufig, leicht ansteigend hin zu einem Zentralbereich mit sehr hohen Decken, wie in einer Kathedrale. «Diese Auffahrt ähnelt von der Idee her eher einem Gebirgssteig als einer Autobahn – so Bassi weiter. – Ein Weg, begleitet von der Vorstellung des Inneren».

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Die Einweihung erfolgte genau einen Monat nach der ähnlichen Feier zu Ehren des neuen und grossen Campus, der USI-SUPSI in Viganello. Zu diesem Anlass war der Bundespräsident Guy Parmelin nach Lugano gekommen. Dieses Mal hingegen war die Anwesenheit des Bundesrats Ignazio Cassis auf dem Programm, der es jedoch bevorzugte, seine Glückwünsche und seine Unterstützung für dieses Projekt auf elektronischem Wege auszudrücken, wie es in diesen Tagen der Pandemie üblich ist. Ähnlich und festlich die beiden Feierlichkeiten; von Grund auf verschieden die «Seele» der beiden Gebäude.

Der neue Campus von Mendrisio löst den «historischen» Campus von Trevano ab. Er wurde in nur knapp vier Jahren (von 2017 bis 2021) auf dem ehemaligen Fabrikgelände der «riri» errichtet, die seit 1936 für die Verbreitung des damals vollkommen innovativen Reissverschlusses von ganz wesentlicher Bedeutung war. «Wir wünschen uns, – so Daniele Caverzasio, Vorsitzender des Grossen Rats – dass sich dieses neue, wunderschöne Gebäude mit Menschen, Arbeit, Ideen und Dialog füllt, und dass man diese Grösse nutzen kann, um den Herzschlag der Fakultät, die Studenten, zu spüren». Die strategische Lage in Mendrisio, wo sich bereits die Akademie für Architektur der USI befindet, ermöglicht eine Intensivierung der Beziehungen zur USI, wie auch Manuele Bertoli, Regierungsrat und Direktor des Departements für Erziehung, Kultur und Sport, hervorgehoben hat. Ein bisweilen kompliziertes Verhältnis, – wie wir hinzufügen – das durch die beiden neuen Campus sicher erleichtert wird.

Auf dem Campus von Mendrisio werden fünf Bachelor-Studiengänge in Architektur, Innenarchitektur, visueller Kommunikation, Konservierung und Bauingenieurwesen sowie zwei Master-Studiengänge in Interaction Design und Konservierung und Restaurierung angeboten. Hinzu kommen die fünf Bereiche, die sich mit laufender Weiterbildung, angewandter Forschung und Serviceleistungen befassen: Das Institut für Materialien und Bau, das Institut für Geowissenschaften, das Institut für angewandte Nachhaltigkeit im Bauwesen, die Werkstatt für visuelle Kultur und das Labor für angewandte Mikrobiologie. In dem gesamten Komplex werden nach der Pandemie circa 270 Mitarbeiter beschäftigt sein, hinzu kommen 500 Stunden im Grundstudium und weitere 700 Studenten pro Jahr in der laufenden Weiterbildung.

Aber zurück zur Terrakotta... Woher kommt diese Farbe bei einem Gebäude, das unter Anwendung innovativer Techniken aus Betonfertigteilen gebaut wurde? «Die Architekten haben die Farbe aus Porphyrpulver hergestellt – so Franco Gervasoni, Generaldirektor der SUPSI gegenüber Ticino Scienza. – Es waren zahlreiche Tests nötig, denn es war nicht leicht, eine einheitliche Farbe auf unterschiedlichen Oberflächen zu erhalten. Das Endergebnis ist sehr gut. Das Gebäudeinnere zeichnet sich durch versetzte, sehr dynamische Ebenen aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass fast niemand die Treppen nehmen wird...». Wird dieser neue, hervorragend ausgestattete Standort Ansporn für die SUPSI sein, sich noch mehr zu «spezialisieren» und auf bestimmte Bereiche zu setzen? «Wir haben bereits verschiedene Fachgebiete – so Gervasoni. – Im Bereich der Konservierung und Restaurierung zählen wir beispielsweise landesweit zu den Spitzenzentren. Wir arbeiten mit Bern (wo man sich vor allem mit Leinwänden, Büchern und anderen Papiermaterialien befasst) und Neuchâtel (archäologische Materialien) vernetzt zusammen. Wir sind führend in der Restaurierung architektonischer Oberflächen. Und im September beginnen wir mit dem neuen Master in Interaction Design, der Studenten auch aus sehr fernen Ländern wie Indien oder den USA nach Mendrisio führt. Wir sind zuversichtlich, auch in diesem Bereich zu einem Spitzenzentrum zu werden». 

Ein weiterer Pluspunkt? «Die Biosensoren und die Elektronik – so Gervasoni weiter. – In diesem Bereich sind wir in der Deutschschweiz wohl bekannt».

Aber was könnte die SUPSI zusätzlich noch umsetzen? «Ich hege seit langem den noch nicht verwirklichten Traum, – so der Generaldirektor – dass sich die jungen Leute überzeugen lassen, interprofessioneller zu werden. Ich wünsche mir ein breiteres Bewusstsein darüber, dass man Herausforderungen gemeinsam angehen muss (wie uns die aktuelle Pandemie geradezu dramatisch lehrt), und dass das Wissen Anderer wertvoll ist. Hingegen muss ich leider feststellen, dass die Fähigkeit zum Dialog in verschiedenen Bereichen der Arbeitswelt noch gering ist. Und doch hat uns die Coronakrise gezeigt, dass die Wirtschaft ein eng verwobenes Gebilde ist und dass der Dialog deshalb um jeden Preis gefördert werden muss».

Spielen die Universitätsinstitute bei all dem eine wesentliche Rolle? «Ja – bestätigt Gervasoni – und es ist eine unserer Herausforderungen, attraktiv zu sein, um qualifiziertes Personal an die Universitäten zu holen und die Politik zu überzeugen, dass die Universität eine Investition für die Zukunft ist». Aber kann der scheinbare Wettstreit zwischen USI und SUPSI nicht Schwierigkeiten bereiten? «Wir – so Gervasoni abschliessend – erwarten sie mit offenen Armen».


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