USI

Für den Doktortitel in Medizin
eine kostenfreie Schule
(die sehr gut funktioniert...)formazione

Mittwoch, 18. Januar 2023 ca. 6 Minuten lesen In lingua italiana

Maximale Flexibilität nach dem Vorbild der ETH und der Universität Bern. Bisher wurden 65 Studenten aufgenommen. Viele von ihnen haben am „BioMed PhD Day“ teilgenommen, der in den vergangenen Wochen am Campus Est in Lugano organisiert wurde
von Paolo Rossi Castelli

Die Doktoratsschule für Biomedizinische Wissenschaften, die bisher 65 Studenten aufgenommen hat (die aus 15 verschiedenen Ländern, einschliesslich China, Indien und Mexiko kommen), ist für die Università della Svizzera italiana (USI) weiterhin kostenfrei. Nicht schlecht für eine Schule, die erst seit 5 Jahren besteht. Wie ist dieses kleine/grosse Wunder möglich? Wie kann eine namhafte Schule mit sieben Spezialisierungen (Immunologie, Onkologie, Neurowissenschaften, Herz-Kreislauf-Wissenschaften, Pharmawissenschaften, öffentliche Gesundheit und computergestützte Biomedizin) aufgebaut werden, ohne sie zu finanzieren?
Um dieses Rätsel zu lösen, müssen wir einen Schritt zurück gehen und erklären, wer die Studenten (die Doktoranden) sind. Alle haben bereits einen Abschluss im Bereich der Biowissenschaften (Medizin, Biologie, Chemie, Pharmazie) und beabsichtigen, den Weg der wissenschaftlichen Forschung einzuschlagen, um ihn zum Beruf und zur Leidenschaft zu machen. Der Weg
ist lang und sehr aufwendig und dauert mindestens drei Jahre, nach deren Abschluss bei positivem Ergebnis der Prüfungen und der Diskussion der Dissertation der Doktortitel erlangt wird. Danach beginnt die „Postdoc“-Tätigkeit und nur ganz wenige werden schliesslich irgendwann Leiter eines Labors.

Schau in die Galerie Schau in die Galerie Foto von Chiara Micci / Garbani Schau in die Galerie (16 foto)

Im Unterschied zu dem, was an anderen Universitäten und in anderen Ländern erfolgt, zahlt die USI kein Gehalt an Doktoranden (deswegen ist die Schule kostenfrei...), die alle bereits in den wichtigsten Forschungseinrichtungen im Tessin arbeiten und das Gehalt von diesen Institutionen erhalten: IOR, IRB, EOC, Euler Institut (USI) und Institut für öffentliche Gesundheit (USI). Die Fakultät für Biomedizinische Wissenschaften muss daher nur die Kosten des Sekretariats (das jedoch auch und vor allem für den Studiengang den Master in Biomedizinischen Wissenschaften arbeitet) und die rein organisatorischen Kosten tragen, während die Dozenten, die sich an den Aktivitäten der Doktoratsschule beteiligen, bereits ein Gehalt für ihre didaktischen Aktivitäten innerhalb der Universität erhalten.

«Es ist ein Modell, das dem der Doktoratsschulen der Universität Bern und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) sehr ähnlich ist so Alain Kaelin, Koordinator des Gremiums, das die Doktoratsstudiengänge verwaltet. Es handelt sich praktisch um einen Service, den wir Studenten und Gruppenleitern der Forschungsinstitute im Namen maximaler Flexibilität anbieten». Der Kanton greift nicht ein und spart sogar, seitdem die Schule aktiv ist, weil jeder Doktorand, der zuvor an andere Universitäten ausserhalb des Tessins geschickt wurde, die Kantonskasse jährlich rund 50.000 Franken kostete (diese Erstattung wird hingegen nicht an die USI gezahlt).

Aber wie sind die Anmeldeverfahren für diese Schule, die in den vergangenen Wochen während des „BioMed PhD Day 2022“ am Campus Est in Lugano stolze Zahlen präsentiert und den Studenten die Gelegenheit geboten hat, die gestarteten Projekte zu illustrieren?

«Die Wege können unterschiedlich sein erklärt Kaelin. Der häufigste Fall ist jedoch der eines Laborleiters (eines Gruppenleiters), der, so zu sagen, einen Wettbewerb um eine Doktorandenstelle ausschreibt, nachdem er für eine bestimmte Forschung eine Finanzierung vom Schweizerischen Nationalfonds (oder von anderen Institutionen) erhalten hat. Wenn ihm diese Finanzierung ermöglicht, einen Doktoranden 3 Jahre lang zu bezahlen, sucht er den jungen Forscher, der ihm am geeignetsten erscheint, bezieht ihn in das Projekt ein und bietet ihm auch die Möglichkeit, den Doktortitel zu absolvieren (ein grundlegender Schritt für alle, die ihre Forschungskarriere fortsetzen möchten). Schliesslich unterbreitet er die Kandidatur dem Gremium der Doktoratsschule und wir prüfen, ob alles in Ordnung ist».

Was sind diese Prüfungen im Einzelnen?

«Wir prüfen, ob das Doktoratsprojekt Qualität hat und dass die Finanzierung für drei Jahre gewährleistet ist. Darüber hinaus untersuchen wir die Kompetenzen des Senior Forschers, der das Projekt des Doktoranden und seine Abschlussarbeit zu betreuen hat (nicht jeder kann Dissertationsbetreuer werden). Natürlich untersuchen wir auch die Position des Doktoranden ab seinem Universitätsabschluss sehr genau, auch wenn wir keine Polizisten spielen...
Wir prüfen auch, ob die Regeln des Nationalfonds
bezüglich der Gehälter eingehalten werden, um Missbräuche zu vermeiden: Für drei Jahre sind rund 200.000 Franken vorgesehen».

Wenn alles in Ordnung ist, wie verläuft danach der Ausbildungs- und Forschungsweg?

«Der Student muss eine bestimmte Anzahl von Leistungspunkten in Bezug auf die zu besuchenden Kurse erwerben. Er hat jedoch auch drei wichtige Meilensteine (grundlegende Schritte) im Rahmen der Forschung zu überwinden. Genauer gesagt hat er am Ende des ersten Jahres ein Review seiner Arbeit vorzulegen, das vom Gremium genehmigt werden muss. In dieser Phase ist es noch möglich, Änderungen vorzunehmen. Nach Abschluss des ersten Jahres kann das Projekt nicht mehr geändert werden und muss so wie es ist, abgeschlossen werden.
Während des zweiten Jahres ist ein „Zwischen-Review vorgesehen, das von einem Experten begutachtet wird und das
auch in diesem Fall vom Gremium grünes Licht erhalten muss.
Der dritte Schritt schliesslich ist die Disputation nach Abschluss der drei Jahre, vor einem Vertreter der Schule (der die Qualität prüft) und externen Experten. Der Doktorand muss jedoch in der Zwischenzeit wenigstens eine Arbeit als Erstautor in einer akkreditierten wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht haben».

Das Wort „Schule“ lässt an klassischen Unterricht denken, aber so ist es nicht wirklich...

«Wie gesagt, haben wir ein sehr flexibles System. Der Student muss eine Reihe von Leistungspunkten erzielen, hat jedoch grosse Freiheit bei der Wahl der Kurse. Unter anderem gibt auch die Präsentation seiner Forschungen bei Kongressen Punkte. Wir kontrollieren natürlich die Qualität der Auswahl jedes Doktoranden und die Kohärenz, aber wir zwingen ihn nicht dazu, einem vorgefertigten Weg zu folgen. Wir verlangen nicht einmal, dass er unbedingt die von der USI organisierten Kurse besucht. Den Doktoranden steht es frei, sich auch für die anderer Schweizer oder internationaler Universitäten zu entscheiden, wenn die USI diese nicht anbietet (weil sie eventuell ultraspezialisiert sind) oder sogar, wenn sie als relevanter erachtet werden».

In diesem Wettbewerb zwischen Universitäten gibt es auch den „extremsten“ Fall: Den junger Forscher, die an Tessiner Instituten arbeiten, sich aber für ihre Doktorarbeit lieber an den Schulen von Universitäten der deutschen oder französischen Schweiz einschreiben (wie es im Übrigen vor der Gründung der Schule der USI geschah)...

«Ja, natürlich ist die freie Wahl gewährleistet. Aber für uns ist es auch ein Ansporn, immer besser und attraktiver zu werden...».