NEUE PROJEKTE

Entstehung von Bios+, der ersten Etappe zur Einrichtung eines nationalen Forschungszentrums auch im Tessin

Donnerstag, 16. September 2021 ca. 6 Minuten lesen In lingua italiana

Die neue Vereinigung zwischen dem IRB und dem IOR in Bellinzona wurde vorgestellt. Beide Institute arbeiten bereits aktiv zusammen und möchten gemeinsame Initiativen intensivieren. Eine Fusion in einigen Jahren ist nicht ausgeschlossen
von Paolo Rossi Castelli

Die Kräfte bündeln, um die Zusammenarbeit effizienter zu gestalten und den Einsatz der gemeinsamen (sehr teuren) Geräte zu optimieren, aber auch und vielleicht vor allem, um die notwendigen Mittel zur Stärkung der wissenschaftlichen Forschung auf wirksamere Weise sammeln zu können. Die neue Vereinigung Bios +die vom Institut für biomedizinische Forschung (IRB)und dem onkologischen Forschungsinstitut (IOR)in Bellinzona gegründet wurde, hat die Absicht - erklärten die Promoter bei der offiziellen Präsentation am 15. September - ein Motor zu werden, dank dessen in den nächsten Jahren ein nationales und internationales Forschungszentrum für Biowissenschaften entstehen kann. Tatsächlich betreiben das IRB und das IOR, beide Zweigstellen der USI sind und Aushängeschilder der Forschung im medizinischen Bereich des Tessins, bereits eine intensive Zusammenarbeit. Im kommenden November werden die Institute ihre Büros auch räumlich vereinen, indem sie Labore und Büros in den speziell dafür errichteten Neubau in Via Chiesa in Bellinzona verlegen, der auch einige Teams des EOC (insgesamt rund 250 Forschende) beherbergen wird. Warum also die Gründung der Vereinigung Bios +? «Wir möchten ein zusätzliches Instrument an die Hand geben» – erklärte Präsident Gabriele Gendotti – zur Erleichterung der Zusammenarbeit zwischen IRB und IOR. Aber wir möchten noch mehr erreichen. Bios + möchte ein zukunftsorientiertes und ambitioniertes Projekt sein: ein Projekt, das vollumfänglich in das Legislaturprogramm 2019-2023 des Staatsrates passt, dessen Ziel (unter Nummer 17) “die Entwicklung des kantonalen Tertiärsystems und des Exzellenz-Zentrums der in Forschung und Innovation tätigen Institute”ist, mit besonderem Bezug auf den Sektor der Biowissenschaften.» Daher die Idee für die neue Vereinigung.

Bios, was auf Griechisch Leben bedeutet, ist das Akronym für Bellinzona Institutes of Science. Aber diese vier Buchstaben, betonte Boas Erez, Rektor der USI, sind gleichzeitig die Initialen von Biologia, Immunologia, Oncologia, Salute (Biologie, Immunologie, Onkologie, Gesundheit): genau die Themen, mit denen sich das IRB und das IOR befassen. Das Logo der neuen Vereinigung enthält auch das Schweizerkreuz (das + kann auch als solches interpretiert werden) und es hat einen Untertitel, der eine Vertrauensbotschaft enthält: “Wissenschaft, die hilft. ”

Aber - wurde während der Präsentation gefragt – bedeutet “Bellinzona Institutes”, dass das Bündnis zwischen den beiden Forschungsinstituten eine Angelegenheit sein wird, die einzig und allein mit der Stadt Bellinzona verbunden ist (die Stadt, die in der Tat immer mehr zum biomedizinischen Zentrum der Forschung im Tessin wird)? Nein, haben die Gründer von Bios + einstimmig geantwortet: das IRB und das IOR sind nun bereits seit zwanzig Jahren im gesamten Kanton und weit darüber hinaus im Rahmen vieler Kooperationen auf schweizerischer und internationaler Ebene tätig. Das Wort Bellinzona, erklärte Franco Cavalli, Vizepräsident von Bios +, wurde vor allem aus praktischen Gründen gewählt: Die Marke muss auch außerhalb des Tessins einen guten Wiedererkennungswert besitzen und auch in der englischsprachigen wissenschaftlichen Welt leicht zu merken sein. Aber im Englischen ist es fast unmöglich, eine Abkürzung zu kreieren, unter der die italienischsprachige Schweiz kurz zusammenfasst wird.

Die Aktivitäten des IRB und des IOR, die ein beträchtliches internationales Ansehen genießen, haben sich einander in den letzten fünf bis sechs Jahren allmählich angenähert - sagte Cavalli - dank des wahren Booms der onkologischen Immuntherapie (eine Reihe von Therapien, die es ermöglichen, einige Krebsarten durch Verstärkung der natürlichen Aktivität des Immunsystems wirksam zu bekämpfen). «Die Krebsimmuntherapie ist unsere große Hoffnung geworden - fügte Cavalli hinzu. - Das IRB hat sich seit jeher mit Immunologie und das IOR mit Onkologie beschäftigt, mit besonderem Fokus auf Lymphome und Prostatakrebs. Die große Entwicklung innerhalb der Immuntherapie hat zur Zusammenführung der Themen geführt, denen beide Institute nachgegangen sind. Aus diesem Grund erschien es vollkommen logisch, die beiden Strukturen zusammenzuführen». Es wurde aber auch, wie gesagt, angedacht, darüber hinaus zu gehen und sich auf das Projekt zu konzentrieren, in den kommenden Jahren dank Bios + ein Forschungszentrum für Biowissenschaften aufzubauen.

Vor einigen Jahren - sagte Gabriele Gendotti - hatte Professor Piero Martinoli, ehemaliger Präsident der USI, die Idee ins Leben gerufen, in der italienischen Schweiz nach Zürich und Lausanne einen dritten Sitz der Eidgenössischen Technischen Hochschulen zu schaffen. «Mit Sicherheit ein hervorragendes und gänzlich nachvollziehbares Projekt - fügte Gendotti hinzu - aber sehr mühevoll und schwer umzusetzen. Mir scheint, dass das Ziel, das wir uns mit Bios + gesetzt haben, besser erreichbar ist: in Bellinzona, in Zusammenarbeit mit der USI und den anderen bereits in der Region ansässigen Akteuren, ein vom Bund und vom Schweizerischen Nationalfonds anerkanntes nationales Forschungszentrum für wissenschaftliche Forschung zu schaffen.»

Dies ist auch einer der Kernpunkte bezüglich der Finanzierungen, die den Leitenden wissenschaftlicher Forschungsprojekte im Tessin sowie auf der ganzen Welt immer ein großes Anliegen sind. Im Jahr 2024 wird die Eidgenossenschaft dem IRB die Mittel, die nach Artikel 15des Bundesgesetzes zur Förderung von Forschung und Innovation gewährt wurden (Artikel 15 betrifft die Förderung von Forschungsstrukturen mit nationaler Bedeutung) nicht mehr auszahlen. Auch die im Bundesgesetz für die Förderungund Koordination des Hochschulbereichs der Schweiz vorgesehenen Hilfen werden auslaufen. Es laufen Verhandlungen zu einer Verlängerung der Bundesförderung bis 2028, wobei dieses Datum in jedem Falle unumstößlich ist. Daher ist es dringend notwendig, rechtzeitig mit einer Neuorganisation zu beginnen, die es ermöglicht, Kräfte zu bündeln und einen neuen Weg zur Förderung von Forschung und Entwicklung zu finden (auch aus diesem Grund ist Bios + entstanden). Ein alleiniges, von IRB und IOR geschaffenes Zentrum für Biowissenschaften (eine “kleine Technische Hochschule”, wenn man so will) wird wahrscheinlich mehr Chancen haben, Bundesmittel zu erhalten, wie die großen Technischen Hochschulen. Aber bedeutet dies, dass IRB und IOR fusionieren werden? «Wir sind noch nicht reif für einen solchen Schritt, aber innerhalb von 5-10 Jahren könnten wir zu dieser Entscheidung kommen - so Gendotti. – Es wird auf die Entwicklung der Zusammenarbeit ankommen.» Boas Erez bestätigt: «Es geht um eine Dynamik der Konvergenz, wie in der Mathematik. Konvergieren, ohne sich zu berühren...Eine Fusion kann jedoch als Hypothese angenommen werden, auch wenn dies vorerst nicht auf der Tagesordnung steht.»

(Auf dem Foto oben, von Alberto Chollet, das Innere des heutigen Gebäudes in Via Vela, in dem das IRB in Bellinzona untergebracht ist)