BELLINZONA

Der neue „einheitliche“ Sitz ist
das neue Sprungbrett für
die Allianz zwischen IRB und IOR

Sonntag, 28. November 2021 ca. 7 Minuten lesen In lingua italiana

Offizielle Einweihung am Ende einer emotionsgeladenen Feier. In der Struktur arbeiten 250 Forscher. Sie hat 55 Millionen gekostet und in ihr sind auch einige Labore des Ente Ospedaliero Cantonale untergebracht
von Paolo Rossi Castelli

Lange Kristallwände, elegantes und schlichtes Design, rundum eine dünne gelbe Linie... Nach (mehr oder weniger) zehn Jahren Wartezeit, ist die offizielle Einweihung des neuen Gebäudes gekommen, in dem in Via Francesco Chiesa 5 in Bellinzona, das Institut für Biomedizinische Forschung (Istituto di ricerca in biomedicina, IRB), das Institut für Onkologische Forschung (Istituto oncologico di ricerca, IOR) und einige Labore des Ente ospedaliero cantonale untergebracht sind. Ein sehr wichtiges Ereignis, das am Samstag, 27. November die Protagonisten einer langen Erfolgsgeschichte versammelt hat, mit der Intensität, der Emotion und der Freude, etwas Grossartiges geschaffen zu haben: Ein Zentrum, in dem rund 250 Forscher mit modernsten Geräten und Strategien arbeiten, die die verschiedenen Institute immer näher zusammenbringen, eine Grundvoraussetzung, um in den kommen Jahren ein einziges nationales biomedizinisches Forschungszentrum - in Zusammenarbeit mit dem EOC und etwaigen anderen Institutionen - zu gründen, das von der Eidgenossenschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung nach dem Vorbild der Eidgenössischen Technischen Hochschulen anerkannt ist. Wie Franco Cavalli, Präsident der IOR-Stiftung, während der Pressekonferenz für die Journalisten vor der Feier sagte und wie er auch in Ticino Scienza geschrieben hatte, «wenn die anderen beiden Schweizer Regionen (deutsche und französische Schweiz) eigene eidgenössische Technische Hochschulen haben, warum kann die dritte Schweizer Region nicht davon träumen, in Zukunft etwas Ähnliches zu haben?».

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Eine Schlüsselrolle spielt in diesem Prozess die Vereinigung Bios+, die in den letzten Monaten gegründet wurde, um eben die Zusammenarbeit zwischen IRB und IOR zu verstärken. Und die Tatsache, ein „gemeinsames Zuhause“ (das Gebäude in Via Chiesa) zu haben, ist ein wichtiger Schritt.

An der Einweihungsfeier des neuen Gebäudes haben rund 250 Personen teilgenommen, die in einem eigens für diesen Anlass errichteten „Zelt“ empfangen wurden. «Herzlichen Dank an alle - sagte Gabriele Gendotti, Präsident des IRB. - Es ist ein grossartiger Tag für das Tessin des Wissens, für das Tessin der Forschung, für die Stadt Bellinzona, für die Università della Svizzera italiana, der wir angegliedert sind, für alle, die in eine offene italienische Schweiz glauben und vertrauen, die mit Zuversicht in eine dem Fortschritt gewidmeten Zukunft blickt».

Vorerst bleiben IRB und IOR hinsichtlich der Finanzierung und der Leitungsstab getrennt. Aber es sei nicht auszuschliessen, erklärte Gendotti, dass sich die Dinge in Zukunft ändern könnten. Die Stiftung für das Forschungsinstitut für Biomedizin wird sich also weiterhin wie bisher um den Erhalt des IRB kümmern und die Stiftung für das Onkologische Forschungsinstitut wird das IOR weiterhin unterstützen. Die Finanzierungsquellen sind vielfältig: Eidgenossenschaft, Kanton, Stadt Bellinzona, Università della Svizzera italiana, Helmut Horten Stiftung (für das IRB), die Wohltäterin Flora Gruner (für das IOR), und andere. Die Rolle der privaten Geldgeber ist relevant: «Nie werde ich den Anruf des damaligen Präsidenten Decurtinis der Helmut Horten Stiftung vor über zwanzig Jahren vergessen, als alles begonnen hat, - erzählte Gendotti - der mir die Entscheidung mitteilte, die Finanzierung der Geräte des neuen Gebäudes mit einem Beitrag von 10 Millionen unterstützen zu wollen. Genau in jenem Moment habe ich verstanden, dass unser ehrgeiziges Projekt Wirklichkeit werden würde». Die Horten Stiftung hat sich auch am Bau des neuen Sitzes beteiligt.

Eine wichtige Hilfe für das IOR kommt jedoch, wie gesagt, von Frau Gruner, der Franco Cavalli gedankt und sie auf der Bühne umarmt hat. «Frau Gruner und ihr 2010 verstorbener Ehemann Richard haben Professor Cavalli vor vielen Jahren kennengelernt - erzählte Florian Marxer, der Flora Gruner im Vorstand der IOR Stiftung vertritt. - In dieser Zeit hat sich eine Freundschaft entwickelt und im Namen dieser Freundschaft hat Frau Gruner beschlossen, die IOR Stiftung nun schon seit zehn Jahren mit grosser Freude, auch in Gedenken an ihren Ehemann, zu unterstützen».

Ein grosser Teil der Finanzmittel, rund 40%, kommt jedoch sowohl für das IRB als auch für das IOR aus sogenannten Wettbewerbsfonds: Also Finanzmittel, die die einzelnen Forscher vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, von der Europäischen Union (oder zumindest geschah dies vor der jüngsten Unterbrechung der Verhandlungen zwischen Bern und Brüssel) und von anderen internationalen Institutionen erhalten können, indem sie sich gegen den harten Wettbewerb der anderen hochmotivierten Forschungsgruppen in der Schweiz und im Ausland durchsetzen. In den nächsten Jahren, wenn es wirklich möglich ist, ein nationales eidgenössisches Forschungszentrum zu schaffen, könnten sich die Dinge zum Besseren wenden und eine noch „stärkere“ finanzielle Situation erreichen, die weitere Erweiterungen gewährleisten kann.
«Mit der Università della Svizzera italiana - kommentierte während der Feier Nicole Schaad, stellvertretende Referatsleiterin Forschung und Innovation SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) - hat sich der Kanton Tessin das Ziel gesetzt, in der Italienischen Schweiz ein nationales und internationales Forschungszentrum für Biowissenschaften zu gründen. In den letzten Jahren haben die kantonalen Behörden zweifellos hervorragende Voraussetzungen geschaffen, um dieses Ziel zu erreichen. Mit dem neuen Zentrum für Biomedizin wird dieses Forschungszentrum nun auch auf internationaler Ebene noch greifbarer und sichtbarer».

Die Aktivität des IOR konzentriert sich hauptsächlich auf Lymphome und Prostatakrebs, mit 7 aktiven Forschungsgruppen, die bald 8 sein werden. Das IRB hingegen ist mit 13 Forschungsgruppen traditionell auf das Immunsystem (Studium von Therapien gegen neu auftretende Infektionskrankheiten, ausgehend vom Covid, und Studium von Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen) ausgerichtet, widmet aber auch der Krebsimmuntherapie grosse Aufmerksamkeit: Vor allem in diesem Bereich ist die Zusammenarbeit mit dem IOR immer enger geworden.

Das neue Gebäude in Via Chiesa, das von den Architekten des Studios Galfetti-Schiavon konzipiert wurde, erfüllt modernste Nachhaltigkeitskriterien und ist mit 1350 Solarplatten auf dem Dach ausgestattet. Im Erdgeschoss liegen die grosse zentrale Eingangshalle sowie die Labore mit den gemeinsamen Geräten (die anspruchsvolleren und teureren). Im ersten Stock befinden sich hingegen die Labore und die Büros der einzelnen Forschungsgruppen.

«Das IRB, das IOR und das EOC garantieren den Personen, die in diesem neuen Gebäude arbeiten Gehälter von rund 20 Millionen Franken pro Jahr - sagte Gendotti. - Wenn wir die indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen dazurechnen, denke ich wirklich, dass die Stadt Bellinzona, die uns immer unterstützt hat, ihr Geld auf jeden Fall mit einer ungewöhnlichen Weitsicht gut investiert hat». Das Gebäude (das dem IRB gehört) hat zwischen Mauern und Geräten, ungefähr 55 Millionen Franken gekostet, aber nicht ein Franke - betonte Gendotti stolz - wurde der Forschungsaktivität des IRB entzogen. Wir erinnern daran, dass die Stadt Bellinzona in diesen Jahren die Entwicklung des Forschungszentrums mit einem Betrag von insgesamt 25 Millionen Franken unterstützt hat.

Warum hat der Bau des Gebäudes in Via Chiesa zehn Jahre gedauert? «Die meiste Zeit ist für das Referendum über die Änderung des Bebauungsplans und den Abschluss der Berufungsverfahren beim Bundesgericht verflogen - erklärte Franco Cavalli. - Wenn neben dem gerade eingeweihten, auch noch mit dem Bau eines zweiten Gebäudes begonnen wird (wie wir hoffen, da wir bereits eng sind...), werden die Zeiten deutlich kürzer. Da bereits alle bürokratischen Probleme gelöst wurden».