Campus est, Forscher und Studenten der USI und der SUPSI erstmalig unter einem Dach

Einweihung der neuen Universitätsanlage durch den Bundespräsidenten Guy Parmelin. Hier befinden sich Hörsäle und Labore, aber sie soll auch als für alle Bürger offenes Verbindungsglied zwischen drei Stadtvierteln Luganos dienenvon Paolo Rossi Castelli
Schön oder hässlich? Der neue Campus est der USI-SUPSI in Viganello, der am 22. März durch den Bundespräsidenten Guy Parmelin offiziell eingeweiht wurde, ist ein wichtiges Werk für die Entwicklung der universitären Tätigkeit und der wissenschaftlichen Forschung im Tessin und ist in puncto Baumasse auch eine der grössten Bauten im ganzen Kanton. Die massive Verwendung von Beton mag so manchem Betrachter angesichts der beinahe vollständig fehlenden Grünflächen erdrückend vorkommen. Das Projekt erforderte eine enorme Investition (126 Millionen Franken, zu denen weitere 100 Millionen zur Errichtung des zweiten neuen Campus kommen: Des Campus der SUPSI in Mendrisio, der in einem Monat eingeweiht wird). Der Campus est liegt in Via La Santa 1, auf dem ehemaligen Campari-Gelände, und beherbergt zu gleichen Teilen zahlreiche Institute, Hörsäle und Forschungslabore der Università della Svizzera italiana und der Scuola Universitaria Professionale della Svizzera italiana: Das geschieht zum ersten Mal, und die Bedeutung dieses «Miteinanders» hat neben der rein betrieblichen Bedeutung selbstverständlich auch einen hohen Stellenwert. Neben den Laboren sind hier auch eine Mensa (die wegen der Pandemie derzeit geschlossen ist), eine Bar und eine Kinderkrippe untergebracht. Das Ganze reiht sich um einen grossen zentralen Platz, die mit einer Ausdehnung von 65 x 40 Metern beinahe an die Piazza della Riforma herankommt, und für alle Bürger gedacht ist (nicht nur für das Studentenvolk der USI und der SUPSI). Ist die Coronakrise erstmal abgeebbt, werden hier immer häufiger verschiedene Initiativen stattfinden.
Das einzige, schwer verständliche Element ist, wie bereits erwähnt, das Fehlen von Grünflächen, was bereits vor einigen Wochen zu Kritik geführt hat. Auf dem zentralen Platz befinden sich nur 7 kleine, junge Bäume, und um das ganze Gebäude herum gibt es, zumindest im Augenblick, keine Spur von Rasen, Sträuchern, Blumen. Allerdings gibt es – wie der Corriere del Ticino am 18. März berichtet – ein Projekt des Departements für Bau, Umwelt und Verkehr für den Abriss, neben dem Campus, eines Teils der Deichmauer des Cassarate für die Schaffung einer grossen Grünfläche und einer zum Fluss hinabführenden Treppe (im Jahr 2023). Bei dieser Gelegenheit wird ein Teil der asphaltierten Fläche um den Campus nach Absprache mit der USI und SUPSI abgetragen. Das Bild wird sich also stark wandeln. «Der Campus est gefällt uns, aber er wird noch schöner und grüner werden, und er wird mit dem Fluss, dem Wasser verbunden – so wie der Bürgermeister von Lugano Marco Borradori bestätigt. – In weniger als vier Jahren (der Spatenstich erfolgte am 2. Oktober 2017) ist aus einer Leere eine Fülle geworden, an die wir viele Erwartungen knüpfen: Ein Standort der Exzellenz, der verschiedene, aber zugleich synergetische Realitäten miteinander vereint».
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Der Campus beherbergt die Fakultät für Informatikwissenschaften und für biomedizinische Wissenschaften der USI; die Abteilung für innovative Technologien der SUPSI; das (von der USI und SUPSI gemeinsam verwaltete) Dalle-Molle-Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz; das USI Startup Centre und die Startup Garage der SUPSI. Wir während der Präsentation bereits erwähnt, vereint dieser Standort die Grundlagen der wissenschaftlichen und technologischen Tätigkeiten der USI und SUPSI.
Aber der neue Campus ist, um es mit den Worten des Bürgermeisters Borradori auszudrücken, auch ein wichtiges Verbindungsglied zwischen drei bevölkerungsreichen und wichtigen Stadtvierteln: Viganello, Pregassona und Molino Nuovo. «Wir möchten, dass dieser Ort für die Stadt offen ist – betont Boas Erez, Rektor der USI. – Wir hoffen, dass uns die Bürger besuchen und hier flanieren». Und Manuele Bertoli, Direktor des Departements für Erziehung, Kultur und Sport, fügt hinzu: «Ich wünsche mir, dass der „Campus“, der dieses einst grüne und menschenleere Feld einnahm, ein Ort von intellektueller Freiheit, Aussaat, Wachstum, Reifung und Ernte wird. Ein physischer, vor allem aber ein idealer Ort, ein Ort des Treffens und des Austauschs, eingebettet in das Territorium und die Gesellschaft, der er angehört, wo man den Gedanken freien Lauf lassen kann, wo Meinungen aufeinandertreffen und Ideen fruchten».
Zurzeit kann der Campus nur eine sehr begrenzte Anzahl an Studenten aufnehmen (die eine Ausnahme von den Coronaregelungen erhalten haben, um ihre Labortätigkeit fortzuführen), die anderen müssen dem Unterricht noch eine Weile via Zoom folgen. Eigentlich wurde das Gebäude von den Architekten Simone Tocchetti und Luca Pessina mit Platz für rund 600 Mitarbeiter, 1.000 Studenten im Grundstudium und 800 Studenten in der laufenden Weiterbildung konzipiert. Mit grossen Gemeinschaftsbereichen zur Förderung des Gemeinschaftslebens, «damit hier so viel Leben wie möglich stattfindet», erklären die beiden Planer (deshalb haben sie das Gebäude Zenobia genannt nach einer der sieben «unsichtbaren Städte» von Italo Calvino).
«Vor dem aktuellen Hintergrund der Pandemie, die unser aller Leben und unsere Pläne geändert hat – so Guy Parmelin – kommt der Einweihung dieses Campus ein noch höherer Stellenwert zu. Ich möchte der sprichwörtlichen Tessiner Kraft und Beharrlichkeit huldigen: Unser Land braucht diese Energien».